Ganz schön unauffällig

Studie: Welche Gesichter man nicht vergisst

Manchmal bleiben uns Menschen hartnäckig im Gedächtnis, obwohl sie uns nur flüchtig begegnet sind, und wir können nicht genau sagen, warum eigentlich. Anderen wiederum begegnen wir häufiger zufällig auf der Straße und trotzdem scheint das Gesicht beim Wiedersehen völlig unbekannt. Wie kommt’s? Ein schönes Gesicht allein reicht auf jeden Fall nicht aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, meinen ForscherInnen der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

So schreiben die Psychologen im Fachmagazin "Neuropsychologia", dass attraktive Gesichter - ohne besonders auffällige Merkmale - deutlich weniger ausgeprägte Eindrücke im Gedächtnis hinterlassen. "Wir konnten zeigen, dass sich Testpersonen sogar eher an unattraktive Gesichter erinnern als an attraktive, wenn diese keine besonders auffälligen Merkmale aufweisen", sagt Holger Wiese.

Für ihre Untersuchung haben die Jenaer Psychologen Testpersonen Fotos von Gesichtern gezeigt, die je zur Hälfte als eher attraktiv oder eher unattraktiv, aber gleichermaßen markant eingeschätzt wurden. Die TeilnehmerInnen bekamen die Gesichter jeweils nur wenige Sekunden zu sehen, um sie sich einzuprägen. Während der anschließenden Testphase wurden ihnen wieder Gesichter gezeigt, und sie mussten entscheiden, ob sie diese wiedererkennen.

*Lernprozess wird durch Emotionen gestört*
Das Ergebnis hat die ForscherInnen überrascht: "Bisher gingen wir davon aus, dass es generell leichter sei, sich als attraktiv empfundene Gesichter einzuprägen", so Wiese, "einfach weil wir schöne Gesichter lieber betrachten." Die neuen Erkenntnisse zeigten nun aber, dass ein solcher Zusammenhang nicht so einfach herzustellen sei. Vielmehr gehen Wiese und seine Kollegen davon aus, dass der Lernprozess im Falle attraktiver Gesichter durch emotionale Einflüsse gestört wird, die ein späteres Wiedererkennen erschweren. Dafür sprechen die Befunde aus EEG-Aufnahmen während der Gedächtnistestung der Testpersonen, auf die sich die Forscher in ihrer aktuellen Publikation stützen.

Zusätzlich hat die Untersuchung der Jenaer Psychologen einen weiteren interessanten Nebenaspekt ergeben: Im Fall von attraktiven Gesichtern haben die ForscherInnen deutlich mehr falschpositive Ergebnisse ermittelt. Das heißt, die StudienteilnehmerInnen gaben in der Testphase an, ein Gesicht zu kennen, obwohl sie es zuvor noch nicht gesehen hatten. "Offensichtlich neigen wir gelegentlich dazu zu glauben, dass wir ein Gesicht wiedererkennen, einfach weil wir es attraktiv finden", vermutet Wiese.

Was denkst du darüber?

Quelle:

Mehr zum Thema auf LizzyNet

Autorin / Autor: Redaktion/ PM - Stand: 6. Februar 2014