Für immer und dich

Autorin: Anna Rosina Fischer

„Für immer und dich“ ist ein Jugendroman, der sich mit einer Liebe der anderen Art beschäftigt. Die Geschichte wird (hauptsächlich) aus der Sicht des Jugendlichen Jonas erzählt. Nach einem Schultag – nach dem Jonas eigentlich nur noch schlafen will – begegnet er einem Mädchen in der S-Bahn, das ihn so sehr anzieht, dass er sie einfach ansprechen muss. Trotz anfänglicher Unwirschheit des Mädchens, entwickelt sich doch ein Gespräch zwischen den beiden, so dass sie schließlich einmal im Kreis mit der Ringbahn durch Berlin fahren. Als sie sich trennen müssen, kennt Jonas jedoch immer noch nicht den Namen des Mädchens – er weiß nur auf welche Schule sie geht und wann er sie das nächste Mal treffen könnte. Aber wird er sie wirklich wiedersehen?

Im Falle dieses Buches ist es besonders schwer über die Thematiken des Buches zu schreiben, ohne zu viel von der Spannung zu nehmen. Wenn ihr also jetzt schon neugierig genug seid und gerne überrascht werdet, lest lieber nicht weiter.
Ein zentrales Thema in der Geschichte ist der Erwartungsdruck von Eltern an ihre Kinder, wobei zwei ganz verschiedene Formen davon thematisiert werden, was wohl auch daran liegt, dass die Hauptpersonen aus verschiedenen sozialen Schichten kommen. Auch andere familiäre Beziehungen kommen vor, im Vordergrund steht jedoch natürlich die Beziehung zwischen Jonas und seiner Begegnung – Josephine. Sie hat im Laufe der Handlung mit einer ganz neuen Herausforderung zu kämpfen: Durch einen Unfall wird sie teilweise gelähmt. Genau wie die Schwester von Jonas. Die beiden Mädchen gehen aber ganz anders mit ihrer körperlichen Einschränkung um. Während Jonas Schwester eifrig bemüht ist ihre Situation zu verbessern, resigniert Josephine. Jonas tut jedoch alles dafür, ihren Lebenswillen wieder zu wecken, da er in Josephine die Liebe seines Lebens sieht. Dabei lernt er viel über sich selbst und den Rest seines Umfeldes.

*Meine Meinung*
Insgesamt hat mir das Buch gefallen. Es gibt viele sympathische, vielfältige Charaktere. Außerdem versucht es eine andere Art von (Liebes)Geschichte zu erzählen und mit einigen Klischees und Vorbehalten zu brechen. Allerdings gelingt dies meiner Meinung nach nicht immer, ja zum Teil werden einige Vorurteile (vor allem Geschlechterrollen) sogar bestätigt und nicht reflektiert. Zum Beispiel fährt er Skateboard und will schnellst möglich mit ihr intim werden, sie tanzt Ballett und will es „natürlich“ langsam angehen lassen, ein Mit-Tänzer von ihr ist (natürlich) schwul. Zwar ist die weibliche Hauptperson taff und kein schüchternes, liebes Mädchen, aber trotzdem ist sie eher in der passiven Rolle, während der männliche Protagonist um sie wirbt. Das ändert sich am Ende zwar, aber trotzdem hat es mich etwas gestört. Genauso wie die Art in der Jonas und sein bester Freund sich zum Teil über Mädchen unterhalten. Es spiegelt eine (traurige) Realität wider, aber durch das Reproduzieren wird es leider nicht besser. Auch fand ich an der Sprache irritierend, dass Jonas sich zum Teil sehr umgangssprachlich im Jugendslang ausdrückt und dann wieder Wörter benutzt, die ich erst in meinem Studium kennengelernt habe. Da Jonas jedoch viel liest, aber andererseits ein Berliner Jugendlicher ist, ist das wohl auch noch verständlich. Ein letzter Kritikpunkt ist die Weise, in der über die Behinderung von Jonas Schwester und Josephine berichtet wird. Ich bin zwar keine Expertin, aber soweit ich weiß, ist die Folge einer Lähmung meist nicht „nur“ nicht mehr laufen zu können, sondern es bringt meist noch viele andere Schwierig- und Unannehmlichkeiten mit sich. Es werden zwar auch die psychischen und gesellschaftlichen Probleme angeschnitten, aber letztendlich finde ich den propagierten Lösungsansatz – geh´ positiv und mit Kampfgeist an die Sache ran, alles ist möglich – etwas schwach und unrealistisch.
Ich würde das Buch trotzdem allen Fans von humoristischen, aber auch feinfühligen Liebesgeschichten empfehlen. Für in Berlin Wohnende ist es nochmal extra schön und lustig zu lesen!

*Erschienen bei ivi*

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Autorin / Autor: Johanna Reichel - Stand: 17. März 2020