Führt Facebook zu Essstörungen?

Studie untersuchte Medienverhalten von Mädchen

Dass Facebook die Welt verändert, darüber kann kaum noch jemand hinweg sehen. Doch jenseits von Privatspäreverlust und Datenklau tauchen jetzt noch weitere unerwünschte Nebenwirkungen auf: Je mehr Zeit heranwachsende Mädchen in Facebook verbringen, desto größer stehen offenbar ihre Chancen, Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und einen Hang zu übertriebenen Diäten heraus zu bilden. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie der Universität von Haifa.

Eine Gruppe von 248 Mädchen im Alter von 12 bis 19 (Durchschnittsalter: 14,8) wurde in einer Umfrage gebeten, sich über ihr Internet-und Fernsehverhalten zu äußern. Unter anderem sollten sie sagen, wieviele Serien sie sich ansehen, in denen die SchauspielerInnen extreme Körpermaße haben ("Barbie"-Modell). Darüberhinaus beantworteten sie auch Fragen nach ihrer körperlichen Zufriedenheit oder Unzufriedenheit, ihrer allgemeinen Auffassung von Essen und ob sie das Gefühl haben, Macht über ihren Körper zu besitzen.

Die Ergebnisse zeigten, dass je mehr Zeit die Mädchen auf Facebook verbrachten, sie um so eher unter Bulimie oder Anorexie litten, körperlich unzufriedener waren und eine negative Einstellung gegenüber Essen hatten.

Die ForscherInnen fanden heraus, dass besonders solche Netz-Inhalte gefährdend sind, die sich um das Thema Mode drehen. Auch bei Fernsehserien, in denen es hauptsächlich um Klatsch-Tratsch und Freizeitvergnügungen geht (zum Beispiel "Gossip Girl") fanden die WissenschaftlerInnen einen direkten Zusammenhang zu einer Häufung von Essstörungen bei jungen Mädchen. Doch nicht alle sind gleichermaßen betroffen. Der Medien-Einfluss hängt auch mit der persönlichen Situation der Mädchen zusammen: Je zufriedener die Mädchen mit sich selbst sind, desto weniger anfällig sind sie für Abmagerungs-Diäten und Essstörungen. Ein positives körperliches Selbstbild verringert sehr deutlich die Chancen für die Entwicklung einer Essstörung, ergab die Studie.

Beschränkung der Online-Zeiten und Verbote führen zu Unmündigkeit

Auch die Rolle der Eltern sei nicht unwesentlich, erklären die StudienautorInnen. Wenn Väter und Mütter darüber Bescheid wissen, welche Serien ihre Töchter im Fernsehen anschauen und auf welche Seiten sie im Netz surfen und darüber mit ihnen kritisch und kooperativ diskutieren, machen sie ihre Kinder stark und bauen einen guten Schutzschild gegen Essstörungen auf, erklären die FoscherInnen. Eltern, die die medialen Konsumgewohnheiten ihrer Kinder ignorieren und lieber auf Beschränkung der Online-Zeiten und Verbote setzen, machen ihre Töchter dagegen unmündig. Ein Zustand, der wiederum Nährboden ist für ein negatives Körperbild und verschiedene Essstörungen.

"Die zukünftige Erforschung von Essstörungen hängt sehr stark davon ab zu verstehen, welche Auswirkungen elterliche Entscheidungen auf ein heranwachsendes Mädchen haben. Wenn sie ihr ein Gefühl der Teilhabe vermitteln können, befähigen sie sie, sich durchsetzen zu können und dadurch ihr eigenes Körperbild positiv zu beeinflussen. Eltern können also einen wesentlichen Teil dazu beitragen, gefährliche Verhaltensstörungen und negatives Essverhalten zu verhindern", erklärten die ForscherInnen.

Die Studie wurde von Prof. Yael Latzer, Prof. Ruth Katz und Zohar Spivak von der Fakultät für soziale Wohlfahrt und Gesundheit an der Universität von Haifa durchgeführt.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 18. Februar 2011