Fleischberge zu Dumpingpreisen

BUND: Zwar essen Deutsche weniger Fleisch, doch Massentierhaltung nimmt stark zu

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Zwar essen Deutsche nach Recherchen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) immer weniger Fleisch (etwa ein Kilogramm weniger pro Kopf gegenüber dem Vorjahreszeitraum), aber das Ausmaß der industriellen Tierhaltung ist gegenüber 2013 stark gestiegen, insbesondere in der Hühnerhaltung. Noch nie wurde in Deutschland so viel Geflügelfleisch produziert wie heute: Im Jahr 2014 werden nach Hochrechnungen insgesamt fast 980.000 Tonnen Hähnchenfleisch verarbeitet.

"Die Agrarindustrie in Deutschland produziert Fleischberge zu Dumpingpreisen, vorbei an der Nachfrage", sagt BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Fleisch ist deshalb so billig, weil die Tiere nicht artgerecht gehalten und ernährt werden. Ohne Rücksicht auf Bauern, Tiere und Verbraucher unterstützt die Agrarpolitik direkt oder indirekt diese Produktion. Sowohl die Umwelt- als auch die Gesundheitskosten werden auf die Allgemeinheit abgewälzt", so der BUND-Vorsitzende. Fleisch und Milch würden zu immer größeren Anteilen exportiert, während die Gülle hier bleibe und unsere Gewässer mit Nitrat belaste. Dieser entfesselte Markt produziere gewaltiges Tierleid und extrem hohe Umweltkosten.

Dabei haben die VerbraucherInnen das Billigfleisch mehr und mehr satt, denn sie kaufen immer öfter Lebensmittel aus ökologischer Tierhaltung, auch wenn der Bedarf von Bio-Fleisch besonders von Schwein und Rind nicht aus heimischer Erzeugung gedeckt werden kann. "Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind offensichtlich klüger als Industrie und Politik", sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Der sinkende Verbrauch zeige, dass immer mehr Menschen die schädlichen Folgen der industriellen Fleischproduktion und die Verschwendung vermeiden wollten. Das sei jedoch nicht einfach, denn schon jetzt würden immer größere Mengen der Fleisch- und Tierproduktion auch als industrieller Rohstoff verwendet. "Fleisch und andere tierische Produkte werden für die Herstellung von Haustierfutter, Gesichtscreme oder von so genanntem Biokraftstoff in der Energiewirtschaft verwendet", so Unmüßig. "Die hiesige Fleischindustrie nimmt zudem in den Ländern des globalen Südens für Futtermittel riesige Agrarflächen in Anspruch, die dort für die heimische Nahrungsmittelproduktion fehlen. Damit öffnet sich die Schere zwischen jenen, die verschwenden können, und den Menschen, die nicht genug zu essen haben, immer weiter", so Unmüßig.

Verantwortlich für die Dumpingpreise für Fleisch und Milch sei hauptsächlich die Bundesregierung, weil sie dem Markt keine wirksamen Regeln setze, kritisieren BUND und Heinrich-Böll-Stiftung. Durch die niedrigen Erzeugerpreise würden Tierschutzinitiativen ausgebremst und Bio-Fleisch in den Niedrigpreisstrudel hineingezogen. So könne das Ziel der Bundesregierung von 20 Prozent Ökolandbau nicht erreicht werden.

Für 17. Januar 2015 ruft ein breites Bündnis aus Bauern und VerbraucherInnen deshalb zu einer Demonstration in Berlin auf. Unter dem Motto "Wir haben es satt" setzt sich ein breites gesellschaftliches Bündnis aus über 80 Organisationen aus Bauern-, Verbraucher-, Tiere- und Umweltschutzorganisationen sowie Eine-Welt-Organisationen für eine grundlegende Agrarwende und den Stopp von Tierfabriken, Gentechnik und TTIP ein.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. Januar 2015