Massentierhaltung beschämend!

Professoren fordern Ausstieg aus der "Billigschnitzel"-Produktion

Der Dioxinskandal schlägt nun größere Wogen als zunächst angenommen. Weite Kreise in der Bevölkerung machen sich nicht mehr nur Gedanken darum, was sie morgens anstelle des Frühstücks-Eis essen sollen; die Affäre beschäftigt mittlerweile auch Wissenschaftler und andere Intellektuelle. In einem gemeinsamen Appell haben über 300 ProfessorInnen und Professoren sowie weitere Wissenschaftler zum Ausstieg aus der Massentierhaltung aufgerufen. „In der Massenhaltung wird mit Tieren auf eine Weise umgegangen, die uns als Gesellschaft beschämen muss“, heißt es in dem Appell. Die Massentierhaltung habe fatale Auswirkungen auf Umwelt, Klima, Gesundheit und globale Gerechtigkeit. Deshalb solle die Europäischen Union sowie Bund und Länder für ein Ende der Tierquälerei und den Umstieg auf eine sozial-ökologische Landwirtschaft sorgen. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören so renommierte Professoren wie der Theologe Eugen Drewermann, der Umweltethiker Konrad Ott, der Mediziner Wolfram Sterry, der Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer und der Philosoph Dieter Henrich.

Nicht mehr nur Randthema von TierschützerInnen und VeganerInnen

„Wir wollen mit diesem Appell demonstrieren, dass es sich bei der Debatte um Massentierhaltung längst nicht mehr nur um ein Randthema von Tierschützerinnen und Veganern handelt“, so Friederike Schmitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am philosophischen Seminar der Universität Heidelberg. „Immer mehr Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft wollen sich nicht länger mit den Zuständen in der industriellen Tierhaltung abfinden. Unsere Aktion stellt dies insbesondere für die deutsche Wissenschaft unter Beweis. Inzwischen haben auf der dazugehörigen Webseite bereits über 8000 Menschen die Petition unterzeichnet.

Auch Umwelt- und Tierschutzverbände unterstützen den Appell. Professor Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert: „Viel zu viele Tiere werden auf geringstem Raum in immer größeren Ställen zusammengepfercht und bezahlen mit ihrem Leid für das Profitstreben der Fleischkonzerne und das Versagen der Politik. Experten haben hinsichtlich Umwelt- und Tierschutz über Hundert mögliche Verfahren zur Tierhaltung bewertet. In der Praxis der Fleischerzeugung sind aber ausgerechnet die Stallformen mit den schlechtesten Noten im Tier- und Umweltschutz wie beispielsweise die Mast auf Betonböden ohne frisches Stroh und ohne Auslauf am weitesten verbreitet. Billigfleisch kommt immer durch Preisdumping zustande.“

Professor Sievert Lorenzen, Zoologe in Kiel und Vorsitzender von PROVIEH e.V.: „Zu einer tiergerechten Nutztierhaltung gehört auch eine artgemäße Fütterung. Der aktuelle Dioxin-Skandal zeigt, wie teuer uns scheinbar billige Tierprodukte zu stehen kommen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass wegen der Dioxinbelastung im Futter tausende Tiere sinnlos vernichtet werden.“

Tierethikexpertin Professor Ursula Wolf von der Universität Mannheim mahnt, der derzeit sehr hohe Fleischkonsum in Deutschland könne nur durch eine tierquälerische, industrielle Produktion gesichert werden. Für diese Praxis und das mit ihr verbundene Leiden der Tiere gebe es keine Rechtfertigung.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. Januar 2010