„Feuer der Freiheit - Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933- 1943“. Mit diesem imposanten Titel erweckt der renommierte deutsche Philosoph und Schriftsteller Wolfram Eilenberger, 1972 in Freiburg im Breisgau geboren, nicht nur die Neugier der Philosophieliebhaber, sondern auch die der größten Lesefeinde, denn es handelt sich hierbei um eins der in diesem Jahre bei Der Audio Verlag erschienen Hörbücher.

Die ungekürzte Lesung des gleichnamigen Sachbuchs mit der deutschen Schauspielerin und Sängerin Wiebke Puls, 1973 in Husum geboren, umfasst zwei mp3-Cds mit einer Laufzeit von ca. 12h und 39min. Ganz davon abgesehen, dass sowohl der Stimmenklang als auch der Lesefluss von Wiebke Puls sehr angenehm bzw. gut zu folgen sind, reicht schon das alleinige Anblicken des Covers, um sich in die Erzählung vertiefen zu wollen. Der Hintergrund erinnert nämlich an den bläulichen Himmel in Vincent van Gogh‘s Gemälde „Sternennacht“, welches ein unvergleichbares Gefühl der Ruhe und Gelassenheit vermittelt.

Es scheint, als ob der Autor nicht nur mit dem Cover sondern auch mit seinem Buch eine Anspielung an die Kunst machen möchte, und zwar an die Kunst des Philosophierens in dunklen Kriegszeiten. Konkreter an die Kunst des Kampfes für eine freie Gesellschaft.

Eilenberger verstrickt und verflechtet mit einer unübertrefflichen Geschicktheit sehr diverse Aspekte, die das öffentliche und private Leben sowie das Denken aller in einer Gesellschaft lebenden Individuen beeinflussen und macht es somit fast unmöglich, das Hauptthema festzulegen.
Er erschafft ein Gesamtbild der politischen und sozialen Lage insbesondere Europas und der Welt zwischen den Jahren 1933 und 1943, doch der hohe Anteil an geschichtlichem Hintergrund nimmt den Protagonistinnen noch lange nicht ihre Wichtigkeit. Denn das Buch ist hauptsächlich den eindrucksvollen Leben und revolutionären Ideen vierer Intellektuellen gewidmet, die mit ihren philosophischen Werken und humanitären Tätigkeiten für immer in Erinnerung bleiben werden: Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand.

Der Autor berichtet, wie jede einzelne der Philosophinnen auf ihre eigene Art und Weise für die Freiheit, die Emanzipation der Frauen und generell für mehr Gleichberechtigung in den menschlichen Verhältnissen gelebt und gekämpft hat. Das Ganze mit einem legeren und verständlichen Schreibstil, auch wenn bei der behandelten Thematik die Verwendung von einigen Fachbegriffen aus der Philosophie unvermeidbar ist. Zugleich werden Dank der Schilderung von privaten Äußerungen, individuellen Meinungen und Zitaten aus den Originaltexten der Denkerinnen, die unterschiedlichen Geschehnisse dem Leser nahegebracht und ihn somit ermöglicht, sich in jede Philosophin hineinzusetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachzuempfinden.

Letztendlich ist die Vermutung, es sei schwierig und mühsam ein Buch über Philosophie in Audioformat zu folgen, mehr als unbegründet, denn es gibt bestimmt keine bessere Art, die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken und ihn zum Denken anzuregen, als mit der Auseinandersetzung eines solchen abwechslungs- und lehrreichen Hörbuches. Schließlich können viele der angesprochenen Themen im 21. Jahrhundert als aktuell angesehen werden.

*Erschienen bei DAV*