Es geht um die Wurst!

Darf ein Veggie-Burger Burger heißen? Und die Tofu-Wurst Wurst? Oder muss das verboten werden? Im EU-Parlament wurde am Mittwoch über die Bezeichnung von veganen oder vegetarischen Fleischersatzprodukten abgestimmt. Verbraucherschützer:innen kritisieren die Abstimmung scharf.

Habt ihr schon mal "aus Versehen" ein Soja-Schnitzel gekauft und wart dann ganz überrascht, dass das ja gar kein Fleisch ist? Oder habt ihr einen Veggie-Burger bestellt, obwohl ihr eigentlich Rindfleisch kaufen wolltet? Wohl kaum. Dennoch wurde diese Woche im EU-Parlament darüber diskutiert und abgestimmt, ob Begriffe wie Steak, Burger, Würstchen & Co nur Fleischprodukten vorbehalten sein sollen - im Sinne der Transparenz und um die Verbraucher:innen nicht zu verwirren. Und leider hat das EU-Parlament nun entschieden: Vegeatrische Ersatprodukte sollen nicht mehr Burger, Wurst oder Schnitzel genannt werden dürfen.

Initiiert wurde das Verbotsverfahren von der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP). Sie will damit bewirken, dass traditionelle Bezeichnungen wie "Steak" oder "Burger" ausschließlich Produkten aus tierischem Fleisch vorbehalten bleiben müssen. Das schütze angeblich die Landwirte und bewahre die kulinarischen Traditionen Europas, wie die zuständige Abgeordnete Céline Imart betonte. Fleisch aus dem Labor sei eine "völlige Verwirrung" und "eine Bedrohung für die traditionelle Landwirtschaft und die Erzeugung echter Lebensmittel".

Welche Verwirrung doch gleich? Das fragten sich auch zahlreiche Verbraucherschützer:innen, die sich deutlich gegen das Verbotsverfahren engagiert haben. Die Verbraucherorganisation Foodwatch etwa kritisiert, dass es keinerlei Belege dafür gebe, dass die Verbraucher nicht erkennen, was sie da kaufen - zumal solche Produkte immer sehr deutlich als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet sind. Auch Astrid Goltz, Lebensmittelexpertin im Verbraucherzentrale Bundesverband, findet, dass Begriffe wie "Veganes Schnitzel" nicht verwirren, sondern die Orientierung fördern und für mehr Klarheit sorgen.

Nachdem die Abstimmung nun für ein Verbot ausgefallen ist, müssen zunächst noch die Mitgliedsstaaten zustimmen. Bis für den veganen Burger und das Soja-Schnitzel dann neue Namen gefunden werden müssen, kann es also noch dauern. Aber vielleicht waltet ja auch Vernunft und das unsinnige Verbot kommt nicht durch. Sonst könnte man diesen Quatsch immer weiter treiben.
Man dürfte Orangen nicht mehr filetieren (nur Fleisch wird filetiert!), Fruchtgummi-Burger wären tabu, der Kölner Halve Hahn (ein Roggenbrötchen mit Käse) müsste verboten werden - komplette Verwirrungsgefahr.
Man könnte dann auch weitergehen und sich beim kalten Hund, Schweinsohren, sauren Pommes, dem falschen Hasen, den Katzenzungen beschweren, dass nicht genau das drin ist, wofür der Name ursprünglich steht.

Vegane und vegetarische Ernährung spart Ressourcen und schont das Klima und die Umwelt. Es ist wohl kaum die richtige Zeit, den Produzent:innen solcher Lebensmittel Steine in den Weg zu legen. Im Gegenteil, Landwirt:innen sollten stattdessen ermutigt werden, die klimaschädliche Massentierhaltung zu reduzieren und auf die Produktion pflanzlicher Rohstoffe umzusatteln (wenn man das jetzt noch so sagen darf, auch wenn kein Pferd im Spiel ist ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. Oktober 2025; aktualisiert am 9. Oktober 2025