Erde am Limit?
Der Global Tipping Points Report 2025 warnt, dass mit dem großflächigen Absterben von Korallenriffen der erste Klimakipppunkt bereits erreicht wurde. Forscher:innen mahnen zum Handeln.
Ist es schon zu spät für unsere Erde? Der Global Tipping Points Report 2025 liefert eine eindringliche Warnung. Denn das großflächige Absterben der Korallenriffe zeigt, dass die Temperatur, mit der Korallen klarkommen, mit der derzeitigen globalen Erwärmung von etwa 1,3 bis 1,4 °C überschritten und damit bereits ein erster Klimakipppunkt erreicht ist. Mit den Korallen werden eine Vielzahl von Meeresbewohnern verschwinden, die von ihnen abhängen.
Der Bericht wurde von der Universität Exeter unter Mitwirkung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und 85 weiterer Institutionen veröffentlicht. Darin werden die die wachsenden Risiken für zentrale Systeme der Erde, von Gletschern und Eisfeldern bis hin zu Meeresströmungen, Eisschilden und Regenwäldern aufgezeigt.
Die Forscher:innen fürchten, dass auch andere Systeme kurz vor ihrem Kipppunkt sind, darunter der Permafrostboden, der grönländische und der westantarktische Eisschild sowie der subpolare Wirbel. Die Forscher:innen warnen, dass Veränderungen in diesen Systemen extreme Auswirkungen haben können, die sich von anderen Umweltgefahren unterscheiden. Wenn sie erreicht werden, können Prozesse in Gang gesetzt werden, die die Veränderungen im Erdsystem noch mehr beschleunigen.
„Wir müssen sowohl das Ausmaß als auch die Dauer einer möglichen Überschreitung der 1,5 °C-Grenze so gering wie möglich halten. Jedes Zehntelgrad und jedes zusätzliche Jahr über dieser Schwelle erhöhen das Risiko, unumkehrbare Veränderungen auszulösen “, sagt Nico Wunderling, Forscher am PIK und an der Goethe-Universität Frankfurt.
In dem Bericht ist darum auch eine Kernaussage, dass eine globale Erwärmung von über 1,5 Grad die Welt in eine Gefahrenzone ("danger zone") bringt, wo weitere Kipppunkte katastrophale Risiken bergen.
Die Forscher:innen mahnen darum in ihrem Bericht zum Handeln ("Act now") und kritisieren, dass politische Entscheidungen dem Ernst der Lage nicht gerecht werden.
Es gibt auch positive Kipppunkte
Der Report zeigt aber auch, dass es durchaus sinnvolle Maßnahmen gibt und auch schon Fortschritte erreicht wurden - etwa bei der Solar- und Windenergie, der Einführung von Elektrofahrzeugen, Batteriespeichern und Wärmepumpen. Es gibt demnach auch positive Kippunkte, die erreicht werden können, wenn jetzt gehandelt wird und politische Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft gemeinsam daran arbeiten. Am effektivsten ist dem Bericht zufolge ein Wandel im Bereich Energie: Weg von Benzin- und Dieselfahrzeugen, weg vom Gas.
Diese Fortschritte müssten aber deutlich beschleunigt werden, um die globale Erwärmung rechtzeitig zu stoppen und zu vermeiden, dass weitere Klima-Kipppunkte erreicht werden, so die Forscher:innen. Es wäre sicher sehr hilfreich, wenn die Regierungen der Industriestaaten der Wissenschaft ein Ohr leihen und diesen Bericht lesen würden.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 14. Oktober 2025