Digitale Trennungsangst

Studie entdeckte, dass die Angst, sein Smartphone nicht in der Nähe zu haben, eng verknüpft ist mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen

Mal ehrlich: wann seid ihr das letzte Mal ohne euer Smartphone aus dem Haus gegangen? Lange her? Für die meisten ist es Gewohnheit, das Handy immer nah bei sich zu haben, aber manche Menschen brechen regelrecht in Panik aus, wenn es nicht in Reichweite ist. Diese Angst hat sogar einen wissenschaftlichen Namen: Nomophobie („No-Mobile-Phone-Phobia“). Nomophobie ist eine Art (Trennungs-)Angst, ohne Handy unerreichbar zu sein. Ausgelöst wird dieses Gefühl übrigens nicht nur dadurch, dass das Handy nicht in der Nähe ist, sondern kann auch schon auftreten, wenn der Akku leer ist oder ein Defekt vorliegt.

Warum aber trifft diese Panik manche Menschen mehr und andere weniger? Diese Frage stellte sich die Bildungsforscherin Ana-Paula Correia von der Ohio State University und wertete dafür eine Umfrage unter 495 Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren in Portugal aus. Abgefragt wurden unter anderem Symptome wie Angst, Hang zur Zwanghaftigkeit und Gefühle der Unzulänglichkeit in Relation dazu, wie angstauslösend Handylosigkeit für die Betroffenen war. Diese Befragten hatten übrigens angegeben, ihre Telefone täglich zwischen vier und sieben Stunden zu benutzen, hauptsächlich für Anwendungen in sozialen Netzwerken.

Die Studie kam insgesamt zu dem Schluss, dass Menschen, die unter Nomophobie leiden, auch dazu neigen, in ihrem täglichen Leben ängstlicher und zwanghafter zu sein als andere. Die Neigung zu Zwanghaftigkeit wurde gemessen, indem die Teilnehmer_innen unter anderem bewerten sollten, wie sehr sie das Gefühl hatten, sie müssten "überprüfen und doppelt checken, was sie tun". Die Forscher_innen fanden heraus, dass je häufiger Menschen ihr Smartphone täglich benutzten, desto größer ihre Angst davor war, es nicht zur Verfügung zu haben.
Übrigens waren etwas mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer weiblich; die Studie fand aber keinen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Nomophobie.

Es gebe einen Unterschied zwischen normaler Smartphone-Nutzung, die nützlich ist wie z.B. Video-Chats mit Freunden, wenn man nicht persönlich zusammen sein kann, oder die Nutzung für die Arbeit - und einer Smartphone-Nutzung, die das Leben beeinträchtigt. Letztere, so Correia, verursache mit größerer Wahrscheinlichkeit Ängste, wenn man das Telefon nicht zur Hand hat.
Die Ergebnisse der Studie deuten wohl auch darauf hin, dass Menschen, die unter Anspannung leiden, ihr Telefon als Instrument zum Stressmanagement sehen könnten.

"Bei diesem Konzept geht es um mehr als nur das Telefon", sagte Correia. "Die Menschen nutzen es für andere Aufgaben, einschließlich sozialer Medien, um Kontakte zu knüpfen und zu wissen, was mit ihren Influencern in den sozialen Medien passiert. Wenn man also nicht am Telefon ist oder der Akku des Telefons schwach ist, kann diese Verbindung irgendwie unterbrochen werden und bei manchen Menschen ein Gefühl der Unruhe hinterlassen.

Die Studie wurde in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Computers in Human Behavior Reports" veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion