Die wundersamen Koffer des Monsieur Perle

Autor: Timothée de Fombelle
Sabine Grebing (Übers.)
Tobias Scheffel (Übers.)

Buchcover Die wundersamen Koffer des Monsieur Perle

Es war einmal vor langer Zeit in einem Feenreich, als ein junger Prinz und eine Fee sich ineinander verliebten und das Schicksal seinen Lauf nahm…

Iliån, der als Sohn eines verwitweten und verwirrten Königs ganz alleine in einem Sommerpalast aufwächst, verliebt sich eines Tages Hals über Kopf in die Fee Oliå, die seine Liebe ebenso stark erwidert. Doch die beiden rechnen nicht mit Iån, dem tyrannischen Herrscher der Märchenwelt und Bruder Iliåns, den er nicht nur zutiefst hasst, sondern sich zudem ebenfalls in die Fee verliebt. Der Todesstrafe knapp entgangen, wird Iliån deswegen in eine andere Welt verbannt - die unsrige. Für immer getrennt von seiner großen Liebe, so denkt er zumindest. Denn in Wahrheit folgte sie ihm in diese Welt, gezwungen, sich ihm niemals zu zeigen. So landet Iliån in dem Paris der 30er-Jahre, wo er liebevoll von dem jüdischen Ehepaar Perle, Besitzer eines Schaumzuckerladens, aufgenommen wird. Nach einiger Zeit wird er unter dem Namen ihres bereits verstorbenen Sohnes Joshua Perle in den Krieg eingezogen und landet schließlich in Gefangenschaft. Dieser entflohen, versteht er endlich, wie er zu Oliå zurückkehren kann: Er muss Beweise für die Existenz der Märchenwelt finden. Die Zweifel dieser Welt hielten ihn hier gefangen.
Zurück in Paris muss Iliån tragischerweise feststellen, dass seine Ersatzeltern mittlerweile tot sind. Also führt er als Joshua Perle das Geschäft alleine fort und begibt sich jedes Wochenende auf der Suche nach Beweismaterial für die andere Welt auf eine Reise, die ihn quer durch Europa führt und mit deren Ergebnissen er unzählige Koffer füllt. Doch wird die Zeit eines Lebens reichen, um Iliån und Oliå zurückzubringen?

Die Geschichte wird über mehrere Ebenen erzählt, die Timothée de Fombelle kunstvoll miteinander verwebt und somit den Leser sofort in den Bann zieht. Indem er mit der Sprache spielt und seine Worte immer wieder zu poetischen Bildern formt, entführt er mit Leichtigkeit in dieses ungewöhnlich tiefgreifende und gefühlvolle Märchen. Der Ich-Erzähler, der sich anfangs im Wald verirrt und dort auf eine Hütte, bewohnt von einem alten Mann und seinen vielen Koffern, stößt, erzählt die Geschichte rückwirkend, was erst zum Schluss klar wird, ebenso wie seine tragende Rolle.

*Meine Meinung*
Zu Ende gelesen, blieben meine Gedanken noch lange in einer anderen Welt; in einem Sommerpalast; bei einem Prinzen und einer Fee; in einem Pariser Schaumzuckerladen; mitten im zweiten Weltkrieg; auf einer Mandelplantage; bei einem Jungen und seiner Kamera. Bei einem alten Mann und seinen Koffern. Aber vor allem blieb da der Gedanke an die Liebe; so kraftvoll und doch unsichtbar. Dieses Buch ist kein typischer Jugendroman und kann definitiv auch von Erwachsenen gelesen werden. Es hält sich nicht an Genres und ist vielleicht gerade deswegen eine Ode an die Kunst des Geschichtenerzählers.

*Erschienen bei Gerstenberg*

Deine Meinung zu diesem Buch?

Autorin / Autor: Talea - Stand: 1. Juni 2017