Die Jeans tragen wir länger als unser Smartphone

Österreichische Studie ermittelt, wie lange wir Gebrauchsgüter nutzen und welche Faktoren entscheiden, was wir wann neu kaufen

Shoppen macht Spaß! Aber die Umwelt und die Ressourcen schützen ist auch wichtig. Immer mehr Menschen versuchen deshalb, ihren Konsum nachhaltig zu gestalten und überlegen zum Beispiel, ob man wirklich jeden Monat ein neues T-Shirt braucht, ob die Kücheneinrichtung tatsächlich alle zwei Jahre komplett erneuert werden muss oder ob es unbedingt das aktuellste Smartphone sein muss, das gerade auf dem Markt ist. Viele entschuldigen ihre Wegwerfmentalität damit, dass die Dinge ja gar nicht mehr so lange halten (Stichwort „geplante Obsoleszenz“) und man daher gezwungen sei, sich ständig etwas Neues zu kaufen. Aber stimmt das wirklich? Eine Studie der Österreichischen Arbeiterkammer in Kooperation mit der Alpen-Adria-Universität (AAU) hat sich jetzt die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern mal genauer angesehen und kommt zu dem Schluss, dass weder die Wegwerfmentalität noch die „geplante Obsoleszenz“ alleine daran Schuld sind, dass die Dinge nur noch so kurz in Gebrauch sind.

Geplante Obsoleszenz

Wenn Drucker kurz nach dem Ende der Garantielaufzeit kaputt gehen oder Handys nach zwei Jahren nicht mehr funktionstüchtig sind, denken viele, dass sich dahinter die „geplante Obsoleszenz“ verbirgt. Das bedeutet, dass es technisch vorgesehen ist, dass die Geräte defekt werden und durch neue ersetzt werden müssen, damit die Wirtschaft neue verkaufen kann.

Wie die Studie der Arbeiterkammer, die begleitet von Renate Hübner, Leiterin des Kompetenzfeldes Kulturelle Nachhaltigkeit (Institut für Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Interventionsforschung) durchgeführt wurde, zeigt, führt das geplante "Kaputtgehen" aber weit seltener zu raschen Ersatzkäufen als vermutet und langlebige Güter werden oft nicht so lange genutzt, wie technisch möglich wäre. „Wir müssen uns daher fragen: Wie gehen Menschen mit Gütern um? Und was führt dazu, dass Güter immer kürzer genutzt werden bzw. immer häufiger neue Güter gekauft werden?“ erklärt Hübner dazu.

So befragten die Studienautor_innen von November 2014 bis März 2015 über 1.000 in Österreich lebende Personen per Online-Umfrage und interviewten 25 Konsument_innen persönlich, um die tatsächlichen Gründe für das frühzeitige Ersetzen von Gebrauchsgegenständen herauszufinden. Heraus kam, dass die Nutzungsdauer auch vom Alter, vom Bildungsniveau und vom Einkommen der Befragten abhängig war.

Am längsten werden Küchenherd (10,8 Jahre), Kleiderschrank (10,5 Jahre) und Kühlschrank (9,4 Jahre) genutzt. Smartphones gehören dagegen mit einer Nutzungsdauer von 2,7 Jahren (ähnlich lang wie Hemden/Blusen) zu den am kürzesten genutzten Gütern der 21 abgefragten Produkte.  Sandalen werden im Durchschnitt 2,2 Jahre, T-Shirts 2,5 Jahre getragen. Und sogar Jeans haben mit 3,0 Jahren ein längeres aktives Leben als ein Smartphone.

Viele Befragte wünschen sich zwar eine längere Lebensdauer, aber aufgrund ihrer Erfahrungen mit Konsumgütern trauen sie kaum noch einem Gegenstand zu, wirklich lange zu halten. Die tatsächlich sinkende Produktlebensdauer und die immer weiter sinkende Käufererwartung an die Haltbarkeit einer Ware entsteht den Wissenschaftlerinnen zufolge eine Dynamik, die dazu führt, dass viele die immer geringer werdende Haltbarkeit  als „normal“ empfinden. „Es reicht nicht zu sagen, dass die Konsumierenden oder die Industrie an der kurzen Nutzungsdauer Schuld haben. Vielmehr liegt es an unseren eigenen Erwartungen hinsichtlich der Produktlebensdauer, an dem Einfluss der Werbung und an schnellen Produkteinführungszyklen, dass Altes immer schneller durch Neues ersetzt wird. Konsumenten- und Produzentenverhalten führen zu einem Prozess zunehmend kürzerer Produktnutzungsdauer“, erklärt Hübner:

Was folgt daraus? Zumindest bei Produkten, die viele Ressourcen verschlingen, bräuchten wir sie nicht schon vor Ende der Funktionszeit durch neue ersetzen, sondern könnten zumindest so lange warten, bis sie wirklich kaputt sind. Damit würden wir uns schon ein wenig nachhaltiger und umweltfreundlicher verhalten als wir es jetzt tun.

Stichworte

Geplante Obsoleszenz  Konsumverhalten

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung