Die Farbe von Schneeflocken

Autorin: Larissa Schira

Die 16-jährige Letitia und der ein Jahr ältere Matteo könnten kaum unterschiedlicher sein. Letitia kommt aus einer wohlhabenden Familie, in der sich seit ihren Kindheitstagen alles nur um ihre Eiskunstlaufkarriere gedreht hat. Doch der Leistungsdruck ihrer Eltern führt dazu, dass sie beschließt einen Schlussstrich zu ziehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Matteo hingegen lebt zurzeit auf der Couch eines guten Kumpels, um Abstand zu seiner Mutter zu gewinnen.

Um den Neuanfang zu starten hat Letti sich für einen Nebenjob in der Kinderklinik beworben, um dort die kleinen Patienten etwas aufzuheitern. Um für weihnachtliche Stimmung zu sorgen, soll sie für die Kinder einen Wunschbaum vorbereiten. So schön die Idee auch klingen mag, für Letti ist es eine Qual, denn sie HASST Weihnachten! Und dazu bekommt sie auch noch Matteo zur Seite gestellt, der ein absoluter Weihnachtsfanatiker ist und Lettis Abneigung nicht verstehen kann. Um den Kindern aber ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, lässt sie sich auf dieses „Abenteuer“ ein. Matteo, der im Gegensatz zu Letti von Anfang an begeistert von der Idee ist, möchte Letti davon überzeugen, dass Weihnachten etwas Schönes ist und den wahren Grund ihrer Abneigung herausfinden. Durch die Arbeit in der Klinik verbringen die beiden ab nun viel Zeit miteinander und langsam öffnet Letti ihr Herz, aber nicht nur für den Weihnachtszauber. Doch beide haben dem Anderen nicht die ganze Wahrheit entgegengebracht, was sie in die Kinderklinik getrieben hat. Dies entpuppt sich als ein fataler Fehler und lässt das Verhältnis zwischen den beiden zu einer Achterbahnfahrt werden…

Besonders ansprechend finde ich die Erzählperspektive des Romans, da sowohl aus Letitias als auch aus Matteos Perspektive erzählt wird. Dadurch bekommt man die Eindrücke und Gefühle beider Protagonisten mit. Da beide zurzeit ein Problem mit ihrem Elternhause haben spielt sich der Großteil des Romans in der Kinderklinik und den örtlichen Plätzen von Nürnberg ab, was ich besonders schön finde, da man sich nicht wie in einer fiktiven Welt vorkommt, sondern das Gefühl hat in der realen Welt zu sein. Besonders hervorheben möchte ich, dass es der Autorin hierbei gelungen ist, den perfekten Mix aus detailgetreuer Beschreibung und Übertragbarkeit des Settings zu verbinden. Somit konnte ich mir die Geschichte bildlich vorstellen, ohne aber mit Details überladen zu werden. Gleichzeitig wird eine gewisse Spannung aufrechterhalten, in dem es mehrere Wendepunkte gibt, an denen das Verhältnis der Beiden auseinander zu brechen droht.

Im Gegensatz zu anderen Romanen ist es mir trotz der Erzählperspektive jedoch nicht gelungen, mich in die Gefühlswelt der beiden hineinzuversetzen, was für mich einen sehr guten Roman auszeichnet. Dies könnte daran liegen, dass die Leser meiner Ansicht nach etwas mehr über Matteos Persönlichkeit erfahren als über Letitias. Im Gegensatz zum Setting fehlt es mir an dieser Stelle an Tiefe und Detail.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Roman in meinen Augen sich durchaus als gemütlichen Zeitvertreib in der kalten Jahreszeit eignet. In Konkurrenz zu anderen YA-Romanzen sehe ich jedoch noch Potential in der Aufmache von Lettis Charakter. Dies würde in meinen Augen helfen sich noch mehr in die Story hineinversetzten zu können.


Erschienen bei One

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Autorin / Autor: Sarah - Stand: 3. Januar 2024