Das Lampenfieber ist dein Freund!

Studie: Unsere Bewertung beeinflusst, ob Stress lähmt oder beflügelt

Werden deine Knie weich, wenn du vor der Klasse ein Referat halten sollst? Kriegst du das große Flattern, wenn ein Auftritt vor einer großen Menschenmenge bevorsteht? Wird es dir am Ende sogar so mulmig, dass du vor lauter Aufregung keinen Ton mehr rausbekommst? Dann befindest du dich in bester Gesellschaft, denn Lampenfieber ist eine der meistverbreitetsten Ängste überhaupt und verweist sogar die Spinnenangst auf die hinteren Ränge.

ForscherInnen der University of Rochester glauben nun, eine wirksame Methode gegen den Bühnen-Bammel gefunden zu haben. Nicht tief durchatmen, nicht langsam rückwärts zählen, keine Yoga-Verrenkungen, nein: einfach versuchen, die Stressymptome positiver zu bewerten. "Das Problem ist, das wir denken, dass Stress schlecht ist", erläutert der Hautpautor der Studie Jeremy Jamieson, "wir sehen Schlagzeilen über "Killer Stress und reden davon, so gestresst zu sein." Darum empfinden auch alle aufkommende Stressanzeichen wie Schmetterlinge im Bauch als schlimme Warnsignale, dass gleich etwas Schreckliches geschieht.
In Wirklichkeit sind es nur Anzeichen, dass der Körper sich auf eine wie auch immer geartete Herausforderung vorbereitet. Wenn unser Herz anfängt wie wild zu schlagen, dann bedeutet das, dass der Körper mehr Blut durch den Körper jagt und unser Gehirn und unsere Muskeln intensiver versorgt werden. Schließlich reagieren wir körperlich auf einen Bühnenauftritt ähnlich wie auf eine Begegnung mit einem Bär im Wald - der Körper bereitet sich auf Höchstleistungen vor, um "anzugreifen" oder "abzuhauen".

Viele sind von diesen Körpersignalen aber überfordert und reagieren mit Panik und einem Bedrohungsgefühl, das wiederum den Körper veranlasst, nur die Körpermitte intensiv zu versorgen und Arme, Beine und Gehirn zu vernachlässigen. "Kalte Füße" kriegen ist darum nicht nur eine Redensart, sondern tatsächlich ein körperliches Symptom bei Angst.

*Angst vor der öffentlichen Rede*
Jamieson und seine KollegInnen wollten nun also überprüfen, inwieweit es Lampenfiebergeplagten hilft, ihre Stresssymptome anders einzuordnen als sie das bisher taten. Zu diesem Zweck luden sie 69 Testpersonen zu dem sogenannten "Trier Social Stress Test" ein, mit dem sich besonders zuverlässig die Angst vor der öffentlichen Rede erfassen lässt.

Die Hälfte der ProbandInnen litt unter sozialen Ängsten, die andere Hälfte nicht, sie wurden in zwei zufällig gemischte Gruppen aufgeteilt. Eine der beiden Gruppen erhielt vor dem eigentlichen Test umfangreiche Informationen über die positiven Auswirkungen von Stress.
Dann sollten die Testpersonen vor zwei Juroren fünfminütige Vorträge über ihre Stärken halten und hatten dafür nur drei Minuten Vorbereitungszeit. Die Juroren sendeten während des Votrags dabei ständig unschöne negative Feedbacksignale: sie schüttelten die Köpfe, trommelten mit den Fingern auf der Tischplatte oder starrten die armen Vortragenden mit versteinerter Miene an. Die körperlichen Stresssignale der Testpersonen wurden während des Vortrags erfasst, außerdem wurden die ProbandInnen danach zu ihrer Wahrnehmung befragt.

Wie die Forscher erwartet hatten, hatte die Gruppe, die über die positiven Aspekte des Stresses informiert worden war, die unangenehme Situation besser bewältigt und als weniger beängstigend empfunden als die Gruppe, die keine Informationen erhalten hatte. Auch die Messergebnisse bestätigten die Wahrnehmung der Testpersonen. Wer zuvor gelernt hatte, dass Stress gute Seiten hat, konnte auch von den guten Seiten des Stresses profitieren: ihre Körper pumpten mehr Blut pro Minute durch den Körper als die der Kontrollgruppe.

Wenn ihr also demnächst mit zitternden Knien durch den Bühnen-Vorhang lugt, dann lasst euch nicht von eurem Herzklopfen verunsichern. Es bereitet euch nur optimal vor, für den großen Kampf mit dem Bären, der in dem Fall das Publikum ist ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 9. April 2013