Charlotte Gainsbourg - Stage Whisper

Der elektronische, erhebende Sound ihrer Band ist die Grundlage dafür, dass Charlotte Gainsbourg ihre natürliche und mysteriöse Persönlichkeit in eindringlich intimen Songs zum Ausdruck bringen kann.

Albumcover

Wenn Musik einen lehrt zu fliegen und vollkommen in ihr zu versinken, dann hat man ein für sich dermaßen perfektes Album wie ich in „Stage Whisper“ von Charlotte Gainsbourg gefunden.
Das Aussehen des Albumcovers ist Programm. Schwarz und weiß, wie in Kontraste zwischen weichen und harten Klängen. So bestach mich dieses Album besonders durch seine Vielfalt und abwechslungsreichen Töne. Schwebt man im einen Moment noch auf den zarten Klängen von „Memoir“ mit, rockt man im nächsten schon mit „Trick Pony“ ab oder setzt sich gedanklich wirklich so in Feuer, wie in dem Song „Set Yourself On Fire“.
So gibt es Ohrwurmlieder („Heaven Can Wait“), nachdenkliche Songs („In The End“), Stimmungskanonen („Paradisco“), melancholische Stücke wie „Anna“ oder auch traurige Lieder („The Songs That We Sing“), genauso gut aber auch fröhliche („IRM“). Trotz dieser krassen Gegensätze, harmonieren diese Songs alle miteinander und manchmal hatte ich das Gefühl, ein Lied würde nahtlos in das nächste übergehen.

Charlotte Gainsbourg brilliert weniger mit einer faboulösen Stimme, denn mit tollen Klängen, hörenswerten Songtexten und der bereits angesprochenen Abwechslung. Trotz „schwarz und weiß“ quasi eine bunte Mischung. Ein weiterer Vorzug dieses Albums ist unbestritten die Tatsache, dass einige Songs im Studio aufgenommen und die restlichen direkt bei Auftritten Charlotte Gainsbourgs mitgeschnitten wurden. So entstand für mich noch mehr Authentizität und die beigefügte DVD ist ein wahres Highlight, wenn man sich erst einmal auf die manchmal bizarren Töne eingelassen hat. Auf der DVD sind außerdem Lieder zu finden, die nicht auf der CD enthalten sind. Insgesamt vermitteln die Bilder und Aufnahmen der DVD, denselben „desillusionären“ Eindruck, wie schon die Lieder ohne Bild. Zusätzlich wird die eigene Vorstellung von der Sängerin Charlotte Gainsbourg klarer, die einen sehr sympathischen Eindruck macht und in das eher „verrückte“ Konzept ihres Albums passt.

Ich hatte selten so großen Spaß, Song für Song eines Albums zu entdecken und mich auf Lieder einzulassen, die teilweise wie nicht von dieser Welt scheinen wie in „Stage Whisper“. Endlich mal Musik, die sich von jeglichen, typischen Charthits abgrenzt und durch Ecken und Kanten Wiedererkennungswert besitzt. Obgleich es sogar 2-3 Lieder gibt, die mir so gar nicht gefallen und die ich sofort vorspule, ist dieses Album eine wahre Wucht, die vielleicht nicht jeden Geschmack trifft, wenn diese Melodien einen aber nur einmal kurz packen, sind Gänsehaut und Höhenflüge sofort garantiert. Perfekt „unperfekt“ also.
Gemäß des Titels „Stage Whisper“, der einerseits auf die Live-Auftritte Charlotte Gainsbourg anspielt und andererseits für mich die Deutung zulässt, dass sich dieses Album Nachts am Besten zum Hören eignet, weil man dann erstens ein besseres Gespür für die Lieder bekommt, bin ich inzwischen überzeugt, dass dieses Album hauptsächlich für die Dunkelheit bestimmt ist.

*Mein Fazit:*
Chalotte Gainsbourg ist ein musikalischer Ausflug in ein musisches Gefilde, dessen Name ich nicht einmal kenne, der aber auch nicht nötig ist, wenn es so zu bezaubern weiß wie „Stage Whisper“. Da greift nicht einmal meine Kritik der fehlenden Lyrics im Booklet. Für mich waren alle Extreme vertreten und ich hoffe, dass andere dieses „funkige“ und „abgedrehte“ Album ebenso sehr zu schätzen wissen wie ich!
Gemäß meiner kurzen umgedichteten Liedzeile des Songs „AF607105“: „I wish you all a very happy pleasant flight … [this is a journey] to the center of this album“

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 3. April 2012