Wann der Beruf zum Glückstreffer wird

Studie: Wenn der Charakter passt, macht die Arbeit mehr Spaß

Wenn ihr euch auf die Suche nach dem richtigen Beruf oder nach der richtigen Stelle macht, solltet ihr euch nicht nur nach den Zukunftsaussichten, der Größe oder Bekanntheit des Unternehmens oder der Bezahlung richten, sondern auch nach euren Charakterzügen. Wer nämlich seine persönlichen Charakterstärken im Beruf einsetzen kann, erlebt mehr Spaß und Sinn bei der Arbeit und ist zufriedener mit dem Beruf. Dies ist das Ergebnis zweier breit angelegter Studien eines Psychologenteams der Universität Zürich.

Zu den Charakterstärken gehören laut den WissenschaftlerInnen moralisch positiv bewertete Eigenschaften, wie Selbstkontrolle, Teamwork, Originalität oder Freundlichkeit. Charakterstärken bestimmen das Wesen eines Menschen und tauchen zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Situationen immer wieder auf. Ist ein Mensch nur wenige Male in ganz bestimmten Situation freundlich oder mitfühlend, kann man hier noch nicht von der Charakterstärke Freundlichkeit sprechen.

Die persönlichen Charakterstärken, die jemand gern und häufig einsetzt, bezeichnen die PsychologInnen als Signaturstärken. Davon besitzen wir in der Regel drei bis sieben. Dass wir einen Beruf vor allem dann schätzen, wenn er zu unseren eigenen Signaturstärken passt, weisen nun Claudia Harzer und Prof. Willibald Ruch vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Universität Zürich erstmals in zwei Studien nach: Der Einsatz von Signaturstärken im Beruf geht tatsächlich mit mehr positivem Erleben bei der Arbeit einher, also mit Spaß, Flow, Sinnerleben oder Zufriedenheit und Berufung.

In ihrer ersten Studie befragten Harzer und Ruch mehr als 1000 Berufstätige nach der Ausprägung ihrer Charakterstärken, ob sie diese Stärken bei der Arbeit einsetzen können und wie positiv sie ihre Arbeit erleben. In ihrer zweiten Studie analysierten die WissenschaftlerInnen neben Selbsteinschätzungen zusätzlich, wie deren Arbeitskollegen die Anwendbarkeit der Charakterstärken beurteilen.

*Wann der Beruf auch Berufung ist*
Das Ergebnis, dass sie zutage förderten: Je mehr persönliche Stärken in der Arbeit angewendet werden konnten, desto positiver wurde die Arbeitssituation erlebt. In beiden Studien hatten Personen, die vier und mehr Signaturstärken bei der Arbeit anwenden können, die höchsten Werte im positiven Erleben. Sie hatten mehr Spaß bei der Arbeit, gingen mehr darin auf, empfanden die Arbeit als sinnvoller und waren zufriedener mit ihrem Beruf. Diese Personen empfanden ihre Arbeit auch eher als Berufung als andere, die nur drei und weniger Signaturstärken am Arbeitsplatz einsetzen konnten.

*Wie werden Stellen ausgeschrieben?*
Natürlich kann man nicht davon ausgehen, dass man problemlos Arbeitsstellen findet, die hundertprozentig zum eigenen Charakter passen. Ob und welche Charakterstärken im Beruf zum Zuge kommen, hängt u.a. davon ab, wie die Stellenbeschreibungen verfasst sind oder ob die eigenen Stärken überhaupt hilfreich sind, um die Arbeit zu erledigen. Als Beispiel nennt die Studie Arbeitsplatzbeschreibungen für Pflegepersonal: die enthält oft viele Informationen zu Hygiene, aber eher wenig zu freundlichem oder mitfühlendem Verhalten. Dabei sind gerade dies die Charakterstärken, womit Patientenpflege besser gelingt.

*Nützlich für ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen*
Die Ergebnisse von Harzer und Ruch können beiden Seiten dienen: den ArbeitnehmerInnen bei der Suche nach der richtigen Stelle, aber auch den ArbeitgeberInnen, die das Personal auswählen und den Arbeitsplatz gestalten. «Wird vor der Besetzung einer Stelle abgeklärt, welche Charakterstärken für die Arbeit zentral sind, so kann eine Person anhand dieser Stärken rekrutiert werden. Davon profitieren dann Arbeitgeber und Arbeitnehmer», erklärt Claudia Harzer. Weitere Studien sollten laut Harzer untersuchen, ob sich in allen Berufen und Hierarchiestufen vier Signaturstärken finden oder ob auch weniger reichen, um bei den Arbeitnehmenden ein positives Erleben zu begünstigen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemtteilun; - Stand: 4. Oktober 2012