Bei Hautproblemen in die Drogerie?
Der Drogeriemarkt dm bietet neuerdings Gesundheitsdienstleitungen an, zum Beispiel die KI-unterstützte Bestimmung des Hauttyps. Der Bundesverband der deutschen Dermatologen (BVDD) findet das "verantwortungslos".
"Deine KI-Hautanalyse von dermanostic" - die Drogerie-Kette dm bietet neuerdings eine KI-gestütze Hautanalyse an. Wer diese durchführt, bekommt neben der Hauttypbestimmung auch gleich eine Liste mit dm-Pflegeprodukten übermittelt, die perfekt zum angeblichen Hauttyp passen. Bei dm ist diese Hauttypbestimmung kostenlos. Es wird zwar betont, dass die Diagnose nur kosmetischen Anwendungen, also der Wahl der Pflegeprodukte für den jeweiligen Hauttyp dient, gleichzeitig bewirbt dm aber auch den Service des Partners Dermanostic, der anbietet, ernsthafte Hauterkrankungen bis hin zu schwarzem Hautkrebs über eine App (kostenpflichtig) online diagnostizieren zu lassen - Stichwort "Hautarztpraxis in der Hosentasche". Fotos hochladen, Fragen beantworten und ohne Termin und ruckzuck eine Online-Diagnose erhalten, ohne Termin, ohne Fahrt- und Wartezeit, so das Verpsrechen des Anbieters.
Hat mit Dermatologie nichts zu tun
Der Bundesverband der deutschen Dermatologen (BVDD) findet diese Empfehlung "verantwortungslos". „Schon die vermeintlich KI-generierte Hautanalyse sollte mit großer Vorsicht betrachtet werden, heißt es in der Pressemeldung des Verbands. BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski übt darum scharfe Kritik an dem Pilotprojekt der Drogeriekette: "Ein von mir selbst eingereichtes Foto ergab die KI-Diagnose „Xerosis cutis – trockene Haut“ und eine umfangreiche vierfach dm-Produktempfehlung, die ich für etwas über 30 Euro gleich über die Warenkorb-Funktion hätte online bestellen können. So eine Werbe-Verkaufsmasche hat mit Dermatologie nichts zu tun, meine „Hautdiagnose“ ist zudem falsch! Unverantwortlich ist aber die zusätzliche Bewerbung des Teledermatologie-Angebots von Dermanostic. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Patientinnen und Patienten, die Online-Hautchecks nutzen, können gar nicht abschließend rein digital versorgt werden. Etwa 30 Prozent der Fälle benötigen eine rezeptpflichtige medizinische Behandlung und mindestens 8-10 Prozent der Anfragen sind überhaupt nicht für eine telemedizinische Konsultation geeignet. Den dann notwendigen Übergang in eine analoge Versorgung in einer dermatologischen Praxis vor Ort lässt das Angebot von dm beziehungsweise Dermanostic völlig offen“, stellt Dr. von Kiedrowski fest.
Der Verband fürchtet auch, dass Leute, die von Dermanostic eine behandlungsbedürftige Diagnose erhalten haben, in einer Arztpraxix nicht zeitnah einen Termin bekommen.
Auch die Qualität des Angebots sieht der BVDD-Präsident kritisch, denn es wird neben der Untersuchung von Haut-, Haar- und Nagelveränderungen sowie von Geschlechtskrankheiten wiederum die Untersuchung von Muttermalen per Foto beworben. "Wenn diese neu auftreten oder sich verändern, besteht aber ein Verdacht auf schwarzen Hautkrebs. „Hier reichen Fotos zur Beurteilung keinesfalls aus und unterschreiten den fachärztlichen Standard“, warnt der BVDD-Präsident.
Bei unklaren Hautproblemen wie verdächtigen Muttermalen geht ihr also besser in eine Praxis und lasst euch live und vor Ort untersuchen, wie es die Behandlungsleitlinien vorsehen. Und bei Pflegeprodukten gilt ohnehin: Weniger ist mehr! Auch wenn euch personalisierte Kaufempfehlungen oder Beauty-Influencer:innen anderes weis machen wollen.
Quelle
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 6. Oktober 2025