Apps bedienen reicht nicht

EU-Kommission will bis 2020 jede Schule digital ausgestattet wissen

Bild: LizzyNet

Wie sieht eurer Schulalltag im sogenannten "digitalen Zeitalter" aus? Seid ihr zufrieden mit der Computer-Ausstattung an eurer Schule, dem "digitalen Wissen" eurer LehrerInnen, und fühlt ihr euch genügend vorbereitet, den digitalen Anforderungen im späteren Berufsleben auch gewachsen zu sein? Wenn ihr auf diese Fragen nur mit einem müden Lächeln antworten könnt, dürftet ihr bald ein Fünkchen Hoffnung spüren, denn die Europäische Kommission legt gerade einen Aktionsplan zur Lösung digitaler Probleme in Schulen vor. Das ist auch dringend notwendig, denn mehr als 60 % der Neunjährigen in der EU besuchen Schulen, die nach wie vor nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind.

Wie die europäischen StreiterInnen für digitale Bildung wissen, benutzen wischen 50 % und 80 % der Schüler bzw. Studierenden in der EU niemals digitale Lehrbücher, Übungssoftware, Videos/Podcasts, Simulationen oder Lernspiele. Und, was noch schlimmer ist: Die meisten Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufe halten sich selbst nicht für „digital versiert“ oder in der Lage, digitale Kompetenzen wirksam zu vermitteln; aber: 70 % wünschen sich eine bessere Ausbildung in der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnik. In Lettland, Litauen und der Tschechischen Republik sieht es dagegen besser aus: In diesen Ländern haben mehr als 90 % der Schülerinnen und Schüler einen Internetzugang in der Schule, das sind doppelt so viele wie in Griechenland und Kroatien (rund 45 %).

*Auch Hochschulen müssen ihre klassischen Lehrmethoden aktualisieren*
Auch die Hochschulbildung steht vor einer digitalen Herausforderung: Da die Zahl der Studierenden in der EU in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich beträchtlich steigen wird, müssen die Hochschulen ihre klassischen Lehrmethoden aktualisieren und eine Kombination aus Präsenzphasen und Online-Angeboten wie MOOC (Massive Open Online Courses – offene Online-Kurse mit sehr vielen Teilnehmern) vorsehen, die den Studierenden den Zugang zur Bildung jederzeit an jedem Ort und mit jedem Gerät ermöglichen. Viele Hochschulen sind jedoch für diesen Wandel nicht bereit.

*Was die EU möchte*
Der Aktionsplan möchte Schulen in die Lage versetzen, eine hochwertige Bildung und die digitalen Kompetenzen zu vermitteln, die bis 2020 an 90 % der Arbeitsplätze erforderlich sein werden. Zur Unterstützung dieser Initiative präsentiert die Kommission die neue Website Open Education Europa, auf der Studierende, Anwender und Bildungseinrichtungen frei verwendbare Lehr- und Lernmaterialien austauschen können. „Die Bildung öffnen“ ist eine gemeinsame Initiative der EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, und der für die Digitale Agenda zuständigen Kommissionsvizepräsidentin Neelie Kroes.

*"Es reicht nicht, lediglich mit einer ‚App‘ umgehen zu können"*
„Die Bildungslandschaft wandelt sich von Grund auf – von der Schule bis zur Hochschule und darüber hinaus: Eine auf offenen Technologien beruhende Bildung ist bald für alle Altersstufen nicht mehr nur ein ‚Plus‘, sondern wird zum ‚Muss‘. Wir müssen uns mehr anstrengen, damit vor allem die jungen Menschen die digitalen Kompetenzen mitbekommen, die sie in Zukunft benötigen. Es reicht nicht, lediglich mit einer ‚App‘ oder einem Programm umgehen zu können. Die jungen Leute müssen in der Lage sein, ihre eigenen Programme zu schreiben. Bei der Initiative ‚Die Bildung öffnen‘ geht es darum, eine offenere Einstellung zu neuen Lernmethoden zu schaffen, um die Beschäftigungsfähigkeit, die Kreativität sowie den Innovations- und Unternehmergeist bei unseren jungen Menschen zu fördern“, erklärte Kommissarin Vassiliou.

Vizepräsidentin Kroes fügte hinzu: „Ich wünsche mir, dass bis 2020 jedes Klassenzimmer digital ausgestattet ist. Die Bildung muss den Anschluss an die Realität behalten und darf sich nicht in einem Paralleluniversum bewegen. Die jungen Menschen wollen die neuen Technologien in allen Lebenslagen nutzen. Sie brauchen digitale Kompetenzen, um eine Beschäftigung zu finden. Alle – nicht nur einige wenige – Schulen und Hochschulen müssen diesem Umstand gerecht werden.“

Wie sieht der digitaleAlltag an deiner Schule aus?

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung