Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen

Autorin: Yarrow Townsend
Zeichnungen von Torben Kuhlmann
Übersetzt von Cornelia Panzacchi

Als eines Tages eine tödliche Krankheit die Bewohner Thorne Creeks plagt und die Pflanzen der Wildnis in Verdacht stehen, der Krankheitsauslöser zu sein und furchtlos vernichtet werden sollen, begibt sich die zwölfjährige Alva Carson zusammen mit dem Heilpflanzenbuch ihrer verstorbenen Mutter auf die Suche nach einem Heilmittel, wobei sie mit Idris und Ariana eine geheime Verschwörung aufdeckt.
Das Besondere an Alva ist, dass sie die Pflanzen verstehen kann und diese mit flüsternden Stimmen mit ihr reden:

„Den Inkwater hinauf, rieten die Kräuter.
In die dunklen Wälder hinein, fuhren sie fort.
Schnell durch die Sümpfe, die Wälder und Felder.
Und dann wieder nach Hause, flüsterten sie. Eile nach Hause.“


Doch es sind nicht nur die Pflanzen, die mit ihrem Geflüster Alva auf ihrem Abenteuer begleiten, sondern auch du und ich und jeder — egal ob groß oder klein —, der dieses Kinderbuch liest, denn die Autorin, Yarrow Townsend, beschreibt Alvas Gefühle und Eindrücke so realitätsnah, dass man ihre Wut und Verzweiflung am eigenen Leibe spüren kann und letztlich glaubt, sich mitten im Geschehen zu befinden und selbst teil der Geschichte zu sein.
Es steht außer Zweifel, dass Townsends unkomplizierter Schreibstil und natürliche Sprache der Geschichte und Alva ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität verleihen.

Erwähnenswert sind jedoch auch die 40 vom deutschen Illustrator Thorben Kuhlmann  gezeichneten Pflanzen, die mit ihren lateinischen Namen und ein paar Angaben zu ihren Heilkräften zu Beginn der jeweiligen Kapitel zu sehen sind.
Eindruck hinterlassen haben bei mir der Weißdorn — auch „Crataegus monogyna“ genannt — der das Herz stärken soll und der „Hyoscyamus nox“ — besser bekannt als Schwarzes Bilsenkraut —, ein tödliches Gift…

„Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ ist mit Sicherheit das beste Beispiel dafür, dass auch ein Kinderbuch das Innerste in uns Menschen — egal ob groß oder klein — berühren kann und das Kind, was wir alle in uns tragen, wieder zum Vorschein bringt. 
Vielleicht sind Erwachsene ja doch nicht so erwachsen, wie wir denken oder anders gesagt, vielleicht sind Kinder nicht so unreif, sondern viel selbstbestimmter und eigenständiger, als wir es ihnen zutrauen. Und ich glaube, das ist genau das, was die Autorin den kleinen Lesern übermitteln möchte: Dass sie nie so alleine sind, wie sie glauben zu sein und trotz ihres jungen Alters all das schaffen können, was sie sich vornehmen, denn wie sie gleich am Anfang schreibt, seit dem Tod ihrer Mutter, fand Alva „dass sie [im Leben] niemand anderen brauchte“.

Alles in allem kann man sagen, dass Alva den Mut hatte, das Lebenswerk ihrer verstorbenen Mutter fortzuführen und mit der Suche nach dem Heilmittel dafür gesorgt hat, dass es mit der Zeit nicht in Vergessenheit gerät und ihr die Dorfbewohner für ewig dankbar sein werden.

Also lieber Leser, seist du groß oder klein, nimm dir ein Beispiel an Alva und stell dich all den Herausforderungen des Lebens ohne Furcht! Auch wenn du das Flüstern der Pflanzen nicht hören kannst.

*Erschienen bei Thienemann*

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Autorin / Autor: Melanie Flores - Stand: 2. Januar 2023