Alles nur aus Zuckersand

Autor: Dirk Kummer

Fred und Jonas leben in der DDR, in Ostberlin, in der Nähe der Grenze zu Westberlin. Sie sind beste Freunde, gehen in die gleiche Klasse und sind auch in ihrer freien Zeit immer zusammen. Sie träumen von fernen Ländern und sind immer auf der Suche nach einem Abenteuer. Doch dann ändert sich auf einmal alles.

Jonas Mutter ist alleinerziehend und stellt einen Ausreiseantrag in den Westen. Sie kann das Leben in der DDR nicht mehr ertragen und möchte das Land unbedingt verlassen. Für Freds Vater ist das „das Letzte“, unerhört und in keiner Weise nachvollziehbar. Er arbeitet beim Zoll, ist aktiv in der Partei und steht auch ansonsten absolut hinter den Idealen und den Regeln in der DDR. Für ihn sind Jonas und seine Mutter „der Klassenfeind“. Deshalb verbietet er Fred den Umgang mit Jonas und erwartet, dass Fred sich neue Freunde sucht.

Doch Fred und Jonas sind unzertrennlich und wollen sich nicht an das Verbot halten. Ihre Freundschaft ist ihnen das Allerwichtigste. Sie beschließen in einer alten verlassenen Fabrik einen Tunnel durch den Sand zu graben und so einen Weg aus der DDR zu finden. Entweder zusammen, oder, wenn Jonas vorher ausreist, damit Fred ihm folgen kann. Doch dann geht es auf einmal ganz schnell. An einem Abend erzählt Jonas Fred, dass er und seine Mutter am nächsten Morgen nicht mehr da sein werden. Für Fred ist es unvorstellbar, ohne Jonas zu sein. Er möchte sich keinen anderen Freund suchen. Und dann kommt noch die Auswahl für ein Sportinternat in einer anderen Stadt, in der Fred aufgenommen wird... Wird er eine Möglichkeit finden, mit Jonas wieder in Kontakt zu kommen? Er hat noch nicht einmal die neue Adresse.

Die Geschichte ist sehr fesselnd, spannend und mitreißend geschrieben. Sie ist mit 138 Seiten relativ kurz und auch sehr schnell durchgelesen. Zum einen macht es riesigen Spaß von Fred, Jonas und ihrer wundervollen Freundschaft zu lesen. Zum anderen erfährt man als Leser_in so viel über die DDR, das Leben, die Ängste und die Einschränkungen, die dieses System mit sich brachte. Vor allem die Sichtweise von Freds Vater, der für den Staat arbeitet und absolut hinter den Idealen der DDR steht und Fred so sehr zusetzt, mit Jonas keinen Kontakt mehr zu haben, ist sehr beeindruckend. Das hinterlässt bei mir ein beklemmendes Gefühl und macht mich sehr betroffen.
Auch stimmt mich diese Geschichte sehr nachdenklich. Wie wäre es gewesen, wenn ich mit meiner Familie in der DDR hätte leben müssen? Wie wären wohl unsere Leben und unsere Einstellung zum Staat gewesen? Besonders beeindruckend finde ich, dass das Leben und die Sichtweise auf die DDR aus kindlicher Sicht dargestellt werden. Erschreckend finde ich vor allem, was es für Folgen für Jonas und seine Mutter hatte, dass sie einen Ausreiseantrag gestellt haben.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist locker, leicht und sehr angenehm. Auch mag ich die Figuren des Buches sehr, vor allem Fred, Jonas und den Nachbarn. Sie sind sehr sympathisch, überzeugend und authentisch.

Fazit:
Eine wunderbare und nachdenklich stimmende Geschichte, die fesselt, berührt und auch großen Spaß macht. Die beiden großen Themen sind Freundschaft und die DDR. Ganz nebenbei erfährt man aus kindlicher Perspektive, wie es in der DDR wirklich war. Absolut beeindruckend und wärmstens zu empfehlen. Schade, dass es so schnell zu Ende gelesen war.

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: Hanna - Stand: 29. Januar 2020