Adrian Mayfield - Auf Leben und Tod

Autorin: Floortje Zwigtman

Buchcover Adrian Mayfield - Auf Leben und Tod

Adrian ist am Boden zerstört: Vincent Farley, seine große Liebe, hat ihn aus seinem Haus und seinem Leben verbannt! Und Adrian kann nur noch an Rache denken, die Vincents neues vorgetäuschtes normales Leben mit einer Frau zerstören soll.
Doch in London wird es für den Achtzehnjährigen immer gefährlicher, da die Prozesse um Oscar Wilde immer mehr an Bedeutung gewinnen und die gegnerische Seite alles für ihren Sieg tun wird, auch wenn sie dafür Zeugen unter Druck setzen oder bezahlen muss. So schwebt Adrian ständig in der Gefahr, von den Häschern des Marquis gefangen zu werden, da auch er einiges gegen den „Sodomiten Oscar“ zu erzählen hätte.
Aber genau im richtigen Moment erhält er das Angebot einer eher zweifelhaften Dame, sie nach Paris, der Stadt seiner Träume, zu begleiten, um ihr wegen ihrer Gebrechen während einiger Geschäfte zu helfen. Doch dass diese Geschäfte weit außerhalb der Legalität liegen, befindet sie für nicht wichtig zu erklären.
In Paris taucht dann auch noch ein amerikanischer Journalist auf, der sich für Adrians Lebensgeschichte interessiert, und einige aus London Geflohene, unter denen sich auch Vincent befindet. Und Adrians Racheplan nimmt Formen an, die ihn jedoch beinahe das Leben kosten.

*Meine Meinung:*
Wie es sich für das Finale einer Buchreihe gehört, kommt es in „Adrian Mayfield – Auf Leben und Tod“ zu den alles entscheidenden Wendungen. So kommt es in der Beziehung zwischen Adrian und Vincent zu einer endgültigen Entscheidung, die Wilde-Prozesse finden ihr Ende und Adrians Verhältnis zu Freunden und Familie wird zum Teil gestärkt, zum Teil aber auch gelöst.
Überhaupt dreht sich dieser abschließende Band im Hintergrund hauptsächlich um Adrians Selbstfindung. Denn er strebt nach Vergeltung im Bezug auf Vincent, hegt aber immer noch Gefühle für ihn. Er kommt sogar in der Hinsicht ins Schwanken, ob er wirklich nur mit Männern eine Beziehung eingehen kann. Dieses ständige Zweifeln hat die Autorin sehr stark ausgebaut und es kommt im gesamten Buch in Gedanken, Träumen und Wutausbrüchen zum Ausdruck. Doch wird dadurch die aktive Handlung keineswegs abgeschwächt, eher im Gegenteil: So erkennt man eine stete Weiterentwicklung, welche zu einem wirklich unerwarteten Ende führt.
Die vielen Charaktere, die sich mit der Zeit um Adrian herum gesammelt haben, ziehen die Geschichte immer wieder in eine vollkommen andere Richtung, was die Autorin aber komplett „unchaotisch“ dargestellt hat. So befindet sich Adrian mal in verdreckten Kellern und Kneipen, im Gerichtssaal und in der Redaktion, mal in Pariser Pensionen und Vergnügungshäusern. Somit ist dieser Band meiner Meinung nach der vielseitigste der Reihe, da nichts mehr an London oder das Café Royale gebunden ist.
Ein besonderer Genuss ist auch der Epilog, ein ausgedehnter Brief von Vincent viele Jahre nach dem Ende der Handlung, der seine Motive eindringlich erklärt.

Insgesamt ist der dritte Teil der Adrian Mayfield Trilogie für alle zu empfehlen, die auch schon in den ersten beiden Teilen mit dem Protagonisten mitgelitten und nun gespannt auf das Ende gewartet haben, das noch viele Überraschungen bereithält.


* Erschienen im Gerstenberg Verlag*

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Autorin / Autor: sanny - Stand: 8. August 2011