Abgemeldet

Autorin: Birgit Schlieper

Buchcover Abgemeldet

Der Roman „Abgemeldet“ von B. Schlieper ist 2011 im Sauerländerverlag erschienen und thematisiert das Leben eines jungen Mädchens, das viel zu früh Verantwortung übernehmen muss.

Abgemeldet hat sich Franzi heimlich von der Schule mit einem falschen Attest. (Fragwürdig ob das geht, aber das sei mal dahingestellt). Abgemeldet sind auch Franzi und ihre Geschwister bei der Mutter, die nie da ist. Abgemeldet sind die Geschwister selbst bei Freunden und Bekannten …

.. wenn Ronja nicht wäre, dann wär die kleine Familie bald bei jedem „abgemeldet“

Das Buch handelt von Ronja und Franziska, die in der Schule nebeneinander sitzen, sich  aber ansonsten kaum kennen. Erst als Franziska plötzlich einfach nicht mehr zur Schule kommt und auf „unbestimmte Zeit“ entschuldigt ist, beginnt die verschlossene Ronja, sich Gedanken um ihre Klassenkameradin zu machen. Da sie in der Klasse insgesamt keinen Anschluss findet, besucht sie Franziska von nun an regelmäßig. Und nach und nach findet sie heraus, was für ein Leben Franziska führt und versucht, ihr nach besten Kräften zu helfen.
Die noch so junge Franziska muss sich um den Haushalt und zwei weitaus jüngere Geschwister alleine kümmern, damit ihre Mutter sich ihren Traum erfüllen kann. Das bedeutet kochen, putzen, Hausaufgaben nachschauen, Wäsche waschen, zum Arzt gehen, zum Kindergarten bringen und wieder abholen, Ausreden erfinden, spielen und am besten alles und sofort - und niemand darf etwas merken.
Mit der Zeit wird es nicht nur Franziska, sondern auch Ronja einfach zu viel. Die Arbeit wächst den beiden über den Kopf und sie scheinen in einen Teufelskreis hineingeraten zu sein, aus dem sie alleine nicht mehr raus kommen.

*Meine Meinung:*
Mit seinen 172 Seiten und den einfach gehaltenen Sätzen kann man dieses Buch sehr schön und flüssig in ein paar Stunden durchlesen. Wenn es auch nicht sehr anspruchsvoll geschrieben ist, so hat es doch einen guten und angenehmen Stil, der die Gefühle, die beim Lesen entstehen, gut transportiert.

Mitleid ist eines dieser Gefühle. Man kann es während des Lesens einfach nicht ablegen. Man muss einfach Mitleid mit Franziska und ihren kleinen Geschwistern haben, die sich ohne Mutter durch den Alltag schlagen müssen.
Weiß man als Leser doch, dass es eigentlich andere Möglichkeiten gibt, das Problem von Franziska anzugehen, so kann man doch auch nachvollziehen, dass ein so junges Mädchen einfach noch nicht reif genug ist, sie zu ergreifen. Genauso, wie sie einfach noch nicht alt genug sein kann, mit all dem klar zu kommen, wo sie doch eigentlich zur Schule gehen und sich nachmittags mit Freunden treffen sollte.
Ich habe mich die ganze Zeit über das Verhalten der Mutter gewundert und darüber, dass es möglich ist, dass ein Mädchen all das tut, ohne dass es auffällt.

Es ist gerade die Authentizität der kleinen Details, die das Buch so lesenswert macht. Es vermittelt den Eindruck, dass das Szenario wirklich möglich ist, dass es passieren kann und vielleicht sogar gerade passiert.
Das Buch lässt es nicht immer einfach erscheinen und ignoriert nicht einfach die Probleme, die bei einem solchen Täuschungsmanöver, wie es Franziska durchzieht, entstehen. Die Autorin schildert realistisch und gefühlvoll die Situation.

Ein besonderer Schachzug bei diesem Roman ist, dass er nicht aus Sicht von Franziska geschrieben wurde, wie eigentlich zu erwarten, sondern aus der von Ronja, einer Schulkameradin.
So erhält man einen unverfälschten Blick auf Zustände und Probleme, ohne vielleicht durch die subjektiven und verblendeten Eindrücke von Franziska verunsichert zu werden. Der Kontrast von Ronjas liebevoller Mutter zu dem verwahrlosten Haushalt von Franziska macht das Ganze noch erbarmungswürdiger.

Irritiert war ich dabei aber dann ein wenig von dem Klappentext, der aus Franziskas Perspektive formuliert wurde und von „Durchhalteparolen“ und  mehreren „Geschäftsideen“ erzählt, die im Buch nicht vorkommen, oder nicht direkt erwähnt werden. 

Alles in allem ist „Abgemeldet“ ein Roman, der auf jeden Fall für das angegebene Alter von 12-15 Jahre geeignet ist und eine ergreifende Geschichte bietet, die nachdenklich stimmt.

*Erschienen im Sauerlaender Verlag*

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Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 30. August 2011