A Touch of Darkness

Autorin: Scarlett St. Clair
Übersetzt von Silvia Gleißner

„A Touch Of Darkness”, geschrieben von Scarlett St. Clair, ist eine Nacherzählung der griechischen Mythe von Persephone und Hades. Persephone ist in dieser Mythologie die Göttin des Frühlings und Hades der Gott der Unterwelt. Kurz zusammengefasst entführt in der besagten Geschichte Hades Persephone gewaltsam in die Unterwelt und heiratet sie. Daraufhin ist ihre Mutter Demeter – die Göttin der Ernte – so traurig über den Verlust ihrer Tochter, dass sie alles verdorren lässt. Schließlich entscheidet Zeus, dass Persephone eine Zeit des Jahres aus der Unterwelt kommen darf und die andere Hälfte aber dort verbringt. So kam es laut der griechischen Mythologie dazu, dass es verschiedene Jahreszeiten gibt.

In „A Touch Of Darkness“ hingegen leben die Gottheiten mit den Menschen zusammen auf einem neugeformten Kontinenten mit einigen modernen Metropolen. Sie halten Rat, führen Unterneh-men, Restaurants und Clubs, haben menschliche Geliebte und Begünstigte und spinnen gegen- und miteinander Intrigen – ganz so wie in der griechischen Mythologie. Persephone ist auch hier die Göttin des Frühlings, deren Kräfte jedoch noch nicht erwacht sind. Stattdessen lässt ihre Berührung Pflanzen sterben. Sie lebt in New Athens und will gerade ein Praktikum bei der größten Zeitung der Stadt beginnen, was ihrer Mutter gar nicht gefällt. Diese hält nämlich die Existenz ihrer Tochter vor den anderen Gottheiten geheim und überwacht sie ständig. Persephone ist das schließlich leid und beschließt, gegen ihre Mutter zu rebellieren: Sie geht mit ihrer besten Freundin in den Club „Never-night“, der von niemand anderem als dem größten Widersacher von Demeter – Hades – betrieben wird…

Ich habe den Roman sehr schnell durchgelesen, da der Stil sehr angenehm zu lesen ist. Mir hat auch die Idee der Geschichte gut gefallen, die griechische Mythologie in einer modernen Welt wie-derzugeben und dabei die Mythe von Persephone und Hades neu zu erzählen. Dabei wäre es schön gewesen, noch mehr Details zu der von St. Clair erdachten Welt zu erfahren. Aufgefallen sind auch einige Logikfehler in der Erzählung und es war seltsam, wie die Zeit manchmal sprunghaft vergan-gen ist, ohne dass es an der Handlung wirklich nachvollziehbar war. Immer wieder begegneten mir allerdings Gestalten aus der Mythologie, was mich sehr gefreut hat, auch wenn es manchmal ein klein wenig erzwungen wirkte.

Vorteilhaft fand ich, dass Persephones Rolle hier eine ganz andere ist und sie viel mehr eigenen Handlungsspielraum hat als in der antiken Geschichte. Dennoch war Persephone aus meiner Sicht leider kein besonders sympathischer Charakter, da ich ihre Entschei-dungen und Einstellungen oft schwer nachvollziehen konnte. Auch wenn sie mit eigenem Willen dargestellt wurde, war ihre Beziehung zu Hades an manchen Stellen stereotyp und in vieler Hinsicht toxisch. Auch die Liebesgeschichte was sehr klischeehaft. Mir gefällt es jedoch immer, wenn der Tod und damit verbundene Gestalten und Symbole nicht (nur) negativ besetzt sind, was in dem Roman erfreulicherweise der Fall war. Zu einem Teil der Geschichte stehe ich etwas zwiegespalten: Es gab viele, sehr explizite Sexszenen. Wenn einem das gefällt, ist da natürlich toll, aber ich habe es zum Teil auch als etwas irritierend empfunden, weil es manchmal wirklich um nichts anderes ging und ich das nicht erwartet hatte.

Insgesamt würde ich das Buch an Leser_innen ab circa 16 empfehlen, da es wie gesagt sehr viel um Sex geht. Wenn mensch aber ein Fan von Erotik, griechischer Mythologie und ein wenig Kitsch ist, steht dem seichten Lesevergnügen nichts im Weg.


*Erschienen bei LYX*

Autorin / Autor: Johanna - Stand: 18. Juli 2022