A River of Royal Blood – Rivalinnen

Autorin: Amanda Joy
Aus dem Amerikanischen von Carina Schnell

Das Königinnenreich Myre hat eine blutige Tradition: Sollte in einer Generation mehr als eine Prinzessin geboren werden, müssen diese als Erbrivalinnen bis auf den Tod für den Anspruch auf den Thron miteinander kämpfen. Dieses Szenario trifft auf die Schwestern Eva und Isa zu, wobei sie mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den Wettstreit gehen. Denn während Isa ihre Magika von klein auf zu beherrschen gelernt hat, ist Eva unfähig, ihre seltene und tödliche Gabe zu nutzen.

So lautet die Prämisse dieser durchaus vielversprechenden Geschichte und ich hatte gehofft, dass sie auch mit Spannung, Action und Drama überzeugen könnte. Leider wurde diese Erwartung ein wenig enttäuscht. Die ersten paar hundert Seiten haben sich hauptsächlich mit Evas Bemühungen, mehr über ihre Magika zu lernen, befasst. Das eigentliche Duell mit ihrer Schwester wurde erst gegen Ende des Buches aufgegriffen und dann auch ziemlich schnell abgehandelt. Und es wäre für mich durchaus in Ordnung gewesen, sich den Kampf als Höhepunkt aufzuheben, wenn der Weg bis dorthin spannender gewesen wäre. So hatte ich das Gefühl, Seite um Seite zu lesen, ohne dass die Handlung vorangeht und eine endlose Wiederholung von Attentaten und Magikalektionen abgespult wurde. Gerade als es endlich wirklich interessant wurde, war das Buch dann auch schon zu Ende. Aber so habe ich zumindest die Hoffnung, dass der Folgeband aufregender wird und sein Potential nutzt.

Denn dieses ist definitiv vorhanden! Amanda Joy hat ein tolles Setting geschaffen mit einer afrikanisch/ orientalischen Atmosphäre und einer detaillierten Hintergrundgeschichte des Reiches Myre. Dieser Aspekt hat mich hauptsächlich am Lesen gehalten, denn die historischen Begebenheiten um die Fey (eine Art Elb/Fae), Blutsvettern (vergleichbar mit Vampiren) und Khimaer (sowas wie Mensch-Tier-Chimären mit Magie) und ihre aktuelle politische Lage haben mich mehr fasziniert als die eigentlichen Protagonisten. Wie genau sie alle zusammenhängen und welche Rolle die Menschen dabei gespielt haben, möchte ich nun nicht spoilern, da es Spaß gemacht hat, diese Geheimnisse beim Lesen zu lüften und sie den ein oder anderen vielleicht sogar zum Nachdenken anregen. Jedenfalls ist diese Form der Nebenhandlung eine Stärke des Buches und mir haben auch die diversen Referenzen auf andere Mythologien -wie z.B. die wilde Jagd oder die Lamien- gefallen, wobei ich wiederum fand, dass diese etwas aus dem afrikanischen Stil herausstachen.

Als nächstes möchte ich noch kurz auf die Protagonistin Eva eingehen, die mir mit ihrer widersprüchlichen Art immer wieder Kopfzerbrechen bereitet hat. Zum einen bedauert sie, dass nie ein Lehrer für ihre Magika gefunden wurde, aber eigentlich will sie sie auch gar nicht nutzen lernen, da sie ihr Angst macht. Angst macht sie ihr, weil sie so gefährlich ist und sie damit Leute verletzen oder töten kann. Gleichzeitig hat sie aber den Umgang mit allen möglichen Waffen gelernt und dies schien kein Problem für sie zu sein. Abgesehen davon nimmt sie viel von der Ungerechtigkeit in ihrem Land wahr und meint, man müsste daran etwas ändern, aber hat sie jemals wirklich versucht sich dafür einzusetzen? Nein. Selbst wenn sie davon ausgeht, dass sie ihre Schwester nicht überlebt und niemals als Königin eine Reform durchsetzen könnte, hätte sie doch auch vorher schon ihr Wissen verbreiten und etwas in Gang setzen können. So richtig bin ich mit ihr einfach nicht warm geworden und obwohl die Geschichte aus der Ich-Form erzählt wurde, konnte ich ihre Handlungen -wann sie etwas gefragt oder nicht gefragt hat- und ihre Entscheidungen teilweise nicht nachvollziehen.

Auch die anderen Figuren blieben leider eher blass, obwohl bei ihnen ebenfalls noch eine Menge Potential gegeben ist. Allen voran der Khimaer Prinz Aketo, dessen Geschichte und Beziehung zu Eva vermutlich im nächsten Band noch eine größere Rolle spielen wird sowie Bakkha, ein unsterblicher Fey, der schon eine Menge gesehen und erlebt hat und in diesem Band wirklich eine Bereicherung für Eva wie auch für das Buch war. Ich hoffe wirklich, dass ihre Figuren im Folgeband noch weiterentwickelt werden und man mehr über sie erfährt.
Insgesamt fällt es mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Es bietet eine Menge gute Ansätze und die Welt, in der die Handlung spielt, ist toll entwickelt. Leider war die Handlung an sich ziemlich zäh und mir hat über den Großteil des Buches der Spannungsbogen gefehlt. Während ich mit der Protagonistin nicht viel anfangen konnte, fand ich aber die Nebenfiguren umso interessanter und ich hoffe, dass der nächste Teil sie stärker aufgreift. Vorerst kann ich dieses Buch aber nur empfehlen, wenn jemand eine eher entspannte Geschichte sucht oder an Mythologie interessiert ist.


*Erschienen bei dtv*

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Autorin / Autor: Miriam W. - Stand: 25. Februar 2022