Umarmungen sind tröstlicher als Worte

Jugendpsychiater zum Thema Angst

Was tut euch gut, wenn ihr Angst habt? Tapfere Worte à la "Wovor hast du denn Angst?" oder "Jetzt beruhige dich mal!" oder eine kuschelige Umarmung, in der ihr alle Sorgen und Nöte vergessen könnt? Wir wundern uns nicht, wenn ihr die Umarmung nehmt - das würden wir auch tun ;-). Dennoch scheint das vielen Eltern nicht klar zu sein, sie verwenden oft Aussagen wie "Du braucht keine Angst zu haben" oder "Da gibt es nichts zu fürchten", weil sie denken, damit ihre Kinder beruhigen zu können. Doch das ist nicht die beste aller Methoden, denn körperlicher Kontakt ist offenbar viel heilsamer: „Hat ein Kind beispielsweise Angst vor der Dunkelheit, dem Alleinsein oder vor imaginären Figuren wirkt eine nonverbale Anteilnahme meist stärker als vernunftbetonte Worte. Eine Umarmung oder ein zärtliches Streicheln beruhigen das Kind daher besser als rationale Erklärungen“, empfiehlt Prof. Frank Häßler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Berlin.

Er rät sogar, solche rationalen Aussagen zu vermeiden, denn sie könnten dazu führen, dass sich das Kind das nächste Mal nicht mehr der entsprechenden Bezugsperson anvertraut. „Vermittelt man einem Kind dagegen, dass man versteht, wie belastend seine Ängste sind, so fällt es ihm leichter, über die Befürchtungen zu sprechen und dadurch die Spannung abzubauen“, rät Prof. Häßler. „Indem man dem Kind mitteilt, dass man genau die gleichen Ängste empfunden hat und auf eine bestimmte Weise gelöst hat, zeigt man ihm eine Möglichkeit auf, sie zu überwinden.“

Schlafstörungen, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen?

Doch nicht immer würden Kinder über ihre Befürchtungen reden. Dann könne man die Angst daran erkennen, dass Kinder bestimmte Situationen vermeiden oder sich an den Eltern festklammern. Auch Schlafstörungen, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen könnten durch Ängste verursacht werden, erklärt der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock.

Während Kinder in den ersten Lebensjahren typischerweise Trennungsängste hätten und sich vor Geistern, Einbrechern, Tieren sowie vor Dunkelheit und dem Alleinsein fürchteten, hätten ältere Kinder eher Angst vor Krankheit und vor sozialen Situationen in der Schule, erläutert der Experte. In der Regel legten sich diese Ängste mit zunehmendem Alter. „Beginnt das Kind jedoch, sich aufgrund von Ängsten sozial zurückzuziehen, bestimmte Situationen zu vermeiden oder treten Panikattacken mit körperlichen Reaktionen wie Herzklopfen, Schwitzen und Schwindel auf", sollte ein Kinder- und Jugendpsychiater- bzw. –psychotherapeutin hinzugezogen werden, rät Prof. Häßler. In einer Psychotherapie werde das Selbstbewusstsein gestärkt, indem die Kinder und Jugendlichen in eine begleitete Konfrontation mit den Ängsten gehen und sie so überwinden können.

Bevor ihr euch oder eure jüngeren Geschwister in Behandlung begebt, versucht es aber auf jeden Fall erstmal mit ein paar mehr Umarmungen. Das kann schon Wunder bewirken :-).

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 22. Oktober 2010