Bei Stress Mama anrufen

Vertraute Stimme sorgt für Anstieg des Kuschelhormons Oxytocin

Wer eine stressige Situation durchlebt hat, lässt sich durch eine tröstende Umarmung - zum Beispiel von Mama - schnell beruhigen. Tatsächlich geben sich gestresste Nerven aber auch schon mit dem Klang einer vertrauten Stimme zufrieden, wie WissenschaftlerInnen der University of Wisconsin-Madison in einer Studie mit 61 Mädchen im Alter von 7 bis 12 Jahren gezeigt haben. Die WissenschaftlerInnen wählten für ihre Untersuchung Mutter-Tochter-Paare aus, weil die Wirkung des beruhigenden und bindungsstärkenden Hormons Oxytocin bei Frauen am besten erforscht ist.

Bislang waren ForscherInnen davon ausgegangen, dass körperlicher Kontakt unbedingt erforderlich ist, um die Ausschüttung von Oxytocin anzuregen. Die WissenschaftlerInnen wollten nun überprüfen, ob dies nicht auch auf einfachere Weise erreicht werden kann. Sie teilten  ihre Probandinnen in drei Gruppen ein. Alle Mädchen mussten vor einem fremden Publikum Sprach- und Mathetests absolvieren. Nach dieser nervenaufreibenden Aufgabe durften sie sich entweder von der anwesenden Mutter aufmuntern lassen, mit ihr telefonieren oder lediglich einen gefühlsneutralen Film gucken, den die Mama-Gruppen anschließend ebenfalls zu sehen bekamen.

Stimme streichelt die Seele

Vor und nach der Prüfung wurde der Hormonspiegel (Cortisol und Oxytocin) der Mädchen getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass der tröstende Telefonanruf nahezu die gleiche Wirkung hat wie Körperkontakt. Zwar sank der Cortisolspiegel der Mädchen mit Körperkontakt ein bisschen schneller als bei den anderen Gruppen, der Oxytocin-Spiegel aber war bei den Telefoniererinnen nahezu gleich hoch wie bei der Kuschelgruppe und blieb auch gleich lange bestehen. Für die ForscherInnen zeigen die Ergebnisse, dass die Stimme möglicherweise eine ähnlich wichtige Bedeutung für das seelische Gleichgewicht haben kann wie der körperliche Kontakt.

Wenn ihr also nach einer harten Prüfung zum Hörer greift, tut ihr instinktiv genau das Richtige, um eure gebeutelten Nerven zur Ruhe zu bringen.

Die Ergebnisse wurde im Fachblatt Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences Bd. 277 veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / - Stand: 12. Mai 2010