Tödlicher Jeanslook

Sandstrahlen machen ArbeiterInnen sterbenskrank

Tragt ihr auch die Jeans im Used-Look oder Vintage-Style, die aussehen, als hätten sie schon mehrere Leben hinter sich? Sie sind natürlich nagelneu, aber die ArbeiterInnen, die sie herstellen, fühlen sich nach ihrer Tätigkeit alles andere als taufrisch - diese Hosen werden nämlich unter extrem gesundheitsgefährdenden Bedingungen "veredelt". Um den "Schon-ewig-getragen"-Look zu produzieren, werden die Kleidungsstücke von ArbeiterInnen in der Türkei, Ägypten, China, Brasilien oder Bangladesch sandgestrahlt. Der gefährliche Staub dringt leicht in die Lunge, wenn man nicht ausreichend davor geschützt ist, was schon zu mehreren tausend Krankheitsfällen geführt hat. Alleine in der Türkei erkrankten laut der entwicklungspolitischen Initiative Inkota e.V. schon 4.000 bis 5.000 ArbeiterInnen an der aus dem Bergbau bekannten Krankheit Silikose (Staublunge), 46 sollen sogar schon daran verstorben sein. Am schlimmsten sei, dass die Lungenkrankheit Silikose nicht heilbar sei und häufig tödlich ende, heißt es auf der Webseite der MenschenrechtlerInnen.

Stopp von Jeansproduktion mit Sandstrahltechnik!

Um nicht länger tatenlos dabei zuzusehen, hat die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und ihre Bündnispartner deshalb nun zum weltweiten Stopp von Jeansproduktion mit Sandstrahltechnik aufgerufen. Bei einer Konferenz in Istanbul mit mehr als 100 Organisationen aus mehr als 40 Ländern forderten die CCC und ihre Partner, dass die Firmen ihre Verantwortung für den entstandenen Schaden wahrnehmen und den Sandstrahlopfern medizinische Versorgung und angemessene finanzielle Entschädigungen zahlen. Diverse Firmen haben bereits reagiert: Unter anderem H&M, Levis und C&A haben angekündigt, bis Ende 2010 aus dem Sandstrahlgeschäft auszusteigen. Lee, Wrangler und Benetton wollen die tödliche Technik erst bis Ende 2011 stoppen. Bisher bleibt allerdings unklar, wie erkrankte Arbeiter versorgt werden sollen. Luxusmarken wie Armani, Prada, Versace oder Dolce & Gabbana haben nach Angaben der Initiative bisher keine Stellung bezogen.

Kann man nicht sandstrahlen ohne die Gesundheit zu gefährden?

Jeans kommen leider oft aus Billiglohn-Ländern, in denen grundlegende Vorschriften des Arbeitsschutzes nicht eingehalten werden. Für Jeans-Produzenten sei es daher unmöglich zu garantieren, dass die hohen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, die für risikoarmes Sandstrahlen nötig wären, befürchtet INKOTA. Das türkische Solidarity Committee of Sandblasting Labourers, die CCC und ihre Partnerorganisationen fordern daher Unternehmen auf, mit sofortiger Wirkung die Nutzung der Sandstrahltechnik einzustellen und durch geeignete Überprüfungsmechanismen die Durchsetzung dieses Stopps in der gesamten Produktionskette sicherzustellen.

Weltweit dürften Zehntausende Arbeiter betroffen sein. Allein in der Türkei waren ca. 10.000 Sandstrahler tätig, bis das Jeans-Sandstrahlen dort im März 2009 offiziell verboten worden war.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. November 2010