Nirgendwo zu Hause

Heute, am 12. August, zum Tag der Jugend ruft SOS Kinderdorf e.V. zu mehr Engagement für Straßenjugendliche auf

© SOS-Kinderdorf e.V.

Straßenkinder - dieses traurige Bild assoziieren wir hierzulande meist mit armen Ländern oder Kriegsgebieten. Doch auch in Deutschland leben rund 37000 junge Menschen auf der Straße. Sie haben keinen festen Wohnsitz, keine verlässlichen Bezugspersonen und gehen auch nicht in die Schule oder nehmen an einer Ausbildung teil. Auf diese Situation weist der SOS-Kinderdorf e.V. anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August hin und mahnt an: „Jugendhilfe und Politik müssen die prekäre Situation von Straßenjugendlichen in Deutschland stärker in den Blick nehmen. Diese jungen Menschen brauchen die Perspektive auf ein abgesichertes und selbstbestimmtes Leben“, sagt Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts der Kinderhilfsorganisation.

*Auch viele Minderjährige betroffen*
Der Internationale Tag der Jugend wurde 1985 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und soll daran erinneren, dass die Jugendzeit eine wichtige Lebensphase ist, die unser ganzes Leben prägt. Schätzungen des Deutschen Jugendinstituts zufolge sind von den 37000 jungen Menschen ohne festen Wohnsitz ca. 7000 sogar unter 18 Jahren. „Die Jugend ist für das weitere Leben eine essentielle Phase. In diesen jungen Jahren komplett auf sich gestellt zu sein, ohne soziale Einbindung und Unterstützung von daheim oder durch die Jugendhilfe, kann eine Hypothek für das ganze Leben sein“, warnt Teuber davor, die jungen Menschen in diesen prekären Umständen allein zu lassen.

*Wohnungslosigkeit bei Jugendlichen stärker in den Blick nehmen!*
Der SOS-Kinderdorf e.V. kritisiert auch, dass dem Thema Wohnungslosigkeit bei jungen Menschen fachlich und öffentlich noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch wer im sozialen Sektor für sie zuständig ist, sei oft ungeklärt. Man müsse niedrigschwellige Angebote wie Streetwork oder speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnittene Jugendtreffs mehr ausbauen und besser finanzieren, so die Expertin. „Es braucht eine intensive Begleitung für betroffene junge Menschen durch speziell ausgebildete Sozialarbeiter_innen, um einfühlsam und gemeinsam mit ihnen Perspektiven abseits der Straße zu entwickeln“, appelliert Teuber an die Verantwortung der Jugendhilfe.

*Warum landen die Jugendlichen auf der Straße?*
Viele der betroffenen Jugendlichen sind von Armut betroffen, erleben ein gewalttätiges Zuhause, was zu Verwahrlosung und Beziehungsabbrüchen führt. Manche haben verschiedene Stationen zum Beispiel in Pflegefamilien oder Heimen hinter sich oder sind als so genannte Care Leaver mit der Volljährigkeit aus dem Jugendhilfesystem herausgefallen. All das bringt Jugendliche dazu, sich von  dem, was man gemeinhin unter „normalen Lebensumständen“ versteht, abzuwenden, weiß die Kinderhilfsorganisation. Das Leben auf der Straße – oder in vielen Fällen auch das Leben „mal hier, mal dort“, bei Freund_innen, beim Couchsurfing, bei Bekanntschaften – sei ein Leben im Verborgenen und schließe die Jugendlichen zunehmend aus der Gesellschaft aus. Kein Wunder, dass der Weg zurück dann oft nicht gewollt oder sehr schwer ist.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. August 2020