Werden wir jetzt alle überwacht?

Faktencheck zu den Gerüchten um die Corona-Warn-App

Erst ging es nicht schnell genug, und jetzt, wo die Corona-Warn-App endlich fertig ist, entspannen sich die haarsträubendsten Gerüchte im Netz: Sie würde uns alle überwachen, private Daten sammeln, speichern, wo wir uns aufgehalten haben oder schlicht und ergreifend überhaupt nichts bringen. Was ist dran an diesen Gerüchten? Und was ist reiner Blödsinn? Ein kleiner Überblick über das, was jetzt bekannt ist:

  • Gerücht 1: Alle werden zwangsverpflichtet, die App zu nutzen
    *Falsch* Das Installieren der App ist freiwillig. Niemand wird verpflichtet, die App zu installieren oder sie zu benutzen. Das geht schon allein deshalb nicht, weil sowieso nicht alle ein Smartphone besitzen. Allerdings müsste es auch sichergestellt werden, dass Arbeitgeber, Restaurants oder staatliche Behörden sich an das Freiwilligkeitsgebot halten und die App-Nutzung nicht zur Zutritts-Voraussetzung machen. Selbst nach dem Download der App, kann man immer noch entscheiden, wie man sie nutzen möchte. Man ist weder verpflichtet, einzutragen, ob man positiv auf Corona getestet wurde, noch muss man bestimmte Maßnahmen ergreifen, wenn man gewarnt wurde, dass man mit jemand Kontakt hatte, der infiziert war.
  • Gerücht 2: Die Corona-App ist schon auf allen Handys heimlich installiert worden
    *Falsch* Die App wurde nicht automatisch auf Smartphones installiert, man muss sie eigenhändig im App Store oder Play Store herunterladen und installieren. Ein in WhatsApp geteilter Kettenbrief hatte für Verunsicherung gesorgt, weil man in den Systemoptionen seines Smartphones schon den Eintrag "COVID 19-Kontaktverfolgung" finden konnte. Dies ist allerdings nicht die Corona-App, sondern lediglich die nötige Schnittstelle, die Google und Apple eingebaut hatten, damit die App - wenn man sie benutzen möchte - überhaupt funktioniert.

  • Gerücht 3: Mit der App kann auspioniert werden, wo ich mich aufhalte
    *Falsch* Der App ist es technisch nicht möglich, Standortdaten zu erfassen. Außerdem wissen die Behörden nicht, welche Person sich hinter einer ID versteckt. Die App ist außerdem so programmiert, dass sie nicht den Standort einzelner Nutzer_innen verfolgt, sondern nur die Begegnungen mit IDs aus anderen Corona-Apps verfolgt. Sie ist also eine reine Tracing-App, die die Kontaktketten von Corona-Infizierten nachverfolgen soll. Ihr einziger Sinn ist, andere zu warnen, wenn sie Kontakt mit positiv getesteten Personen hatten. Standort oder Identität der Anwender_innen werden nicht erfasst.
  • Gerücht 4: Meine Daten sind in Gefahr
    *Falsch* Die Verbraucherzentrale sagt: "Tracing per Bluetooth-Technologie nach dem dezentralen Ansatz, wie bei der Corona-Warn-App, ist unter den möglichen Alternativen die datenschutzfreundlichste." Außerdem wurde der Quellcode der App öffentlich gemacht und von vielen verschiedenen Seiten auf Sicherheitslücken getestet.
    Damit die App die Identität eines infizierten Nutzers nicht rückverfolgen kann, generiert das Smartphone (oder die Nutzer_inen selbst )einen bestimmten Zahlencode nach dem Zufallsprinzip, der alle paar Minuten automatisch geändert wird (temporäre ID). "Rückschlüsse auf eine Person sind damit weitestgehend ausgeschlossen", so die Verbraucherzentrale.
  • Gerücht 5: Es wird bestimmt eine Menge Missbrauch geben
    *Falsch* Falsche Infektionsmeldungen sollen dadurch verhindert werden, dass die Kontakt-IDs des Infizierten-Smartphones erst dann auf die Server hochgeladen werden, nachdem eine Autorisierung über einen QR-Code erfolgt ist, den man vom Testlabor bekommt. Und selbst dann ist den Nutzer_innen immer noch selbst überlassen, ob sie in der App angeben, dass sie positiv auf COVID-19 getestet wurden.
  • Gerücht 6: Die App bringt eh nichts
    *Teils richtig*  Wenn nur wenige sie installieren, kann es sein, dass sie nicht die erhoffte Wirkung zeigt. Allerdings hilft die App dabei, leichter die Kontakte zu ermitteln, mit denen Infizierte zu tun hatten. Das passiert ja schon jetzt, aber eben mittels Papier, Stift und Anrufen seitens der Gesundheitsämter. Die App kann helfen, dieses mühselige, langsame Verfahren zu beschleunigen und eventuell noch ein paar Menschen mehr zu erreichen, die man sonst nicht gefunden  hätte.

Quelle und weitere Infos:

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. Juni 2020