Auch eine Stimme kann schon viel ändern

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Greta K., 14 Jahre

Lea betritt den Klassenraum, sie sieht aus wie jeden Morgen, wie ein Junge eben. Weite graue Hose, ein ausgeleierter und viel zu großer Sportpulli und ihre abgeschabten roten Turnschuhe. Sie guckt keinen an und keiner guckt sie an. In der Pause als die Lehrerin sich ihren morgentlichen Kaffee holen ist, beginnen schon die Sprüche und Tuscheleien. Lea probiert sie so gut es geht nicht zu beachten, aber dann ruft Kilian laut durch die Klasse: "Hey Lea, kommst du heute in Sport mit in unsere Umkleide?" Kurz herscht Stille, dann fängt die ganze Klasse an laut zu lachen. Lea kann nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllen. Schluchzend packt sie sich ihren Rucksack und rennt aus dem Raum. Blind vor Tränen stürzt sie durch den Flur und rennt nachhause. Als der Schultag zuende ist geht auch Kilian nachhause. Dort angekommen findet er seinen kleinen Bruder  weinend im Wohnzimmer vor. Mit belegter Stimmer erzählt er Kilian, dass er heute im Kindergarten von zwei größeren Jungen geärgert wurde, Kilian tröstet ihn und geht dann auf sein Zimmer, die Geschichte seines Bruders hat ihn sehr nachdenklich gestimmt und er muss direkt an Lea denken und fühlt sich ganz schlecht.

Als Lea am nächsten Tag wieder in die Schule kommt, wird sie an der Eingangstür von einem sehr zerknirschten Kilian erwartet. Lea schaut ihn erschrocken an, aber er sagt nur: "Lea, das gestern tut mir sehr leid und ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe. Eigentlich finde ich es sogar cool, dass du nicht so langweilig wie die ganzen anderen Mädchen bist und sogar Fußball spielst!" Lea guckt ihn schüchtern an, ganz traut sie ihm nicht, er hat schon so oft Witze über sie gemacht. Aber vielleicht verteidigt er sie das nächste Mal ja wirklich, das wäre toll. Sie lächelt ihn kurz an und dann gehen sie gemeinsam in die Klasse.

Als sie zusammen reinkommen, gucken die anderen Schüler Kilian mit hämischen Gesichtern erwartungsvoll an, aber Kilian macht gar nix, er grinst nur schwach und setzt sich auf seinen Platz. Von allen Seiten wird er erstaunt angeguckt. Als von ihm immer noch kein Spruch kommt, fangen die anderen wieder an auf Lea rumzuhacken. Hilfesuchend dreht sie sich um und guckt Kilian genau in die Augen. Kilian sieht den inneren  Hilfeschrei in ihren Augen und ringt mit sich selbst. Einerseits kann er Leas traurigen und hilflosen Blick nicht ertragen und will ihr unbedingt helfen, aber andererseits will er dann nicht der sein, der geärgert wird. Er wird rot und dreht seinen Kopf weg, er hat sich entschlossen und Leas ganze Hoffnung verschwindet.

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