Mein Sinn des Lebens

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Andrea W., 17 Jahre

Hat unser Leben eigentlich einen Sinn oder sind wir doch nur kleine Darsteller auf der Bühne um Gott zu amüsieren?

Ich denke, dass jeder Mensch einen Sinn im Leben sieht, doch ist dieser für andere nicht immer verständlich.

Wir werden auf diese Welt gebracht und wachsen individuell auf. Jeder ein anderes Leben und jeder zu seiner gewissen Zeit. Natürlich werden pro Sekunde vier Kinder irgendwo auf der Welt geboren, doch wird Hans in Deutschland geboren, Abebi in Nigeria, Albrik in der Schweiz und Vanessa in Mexiko.

Sie alle wachsen in unterschiedlichen Einrichtungen mit unterschiedlichen Menschen auf und jeder nimmt alles auf seine Weise wahr. Sie werden erwachsen indem sie Dinge erlernen, Freunde finden und sich dann verlieben. Spätestens dann werden sie zum ersten Mal über den Sinn des Lebens nachdenken, denn wer kennt es nicht? Man sieht die Verliebten überall. Auf der Leinwand, am Bahnhof, im Restaurant und man stellt sich die Liebe vor, bis sie einen selbst trifft.

Albrik verliebt sich in der neunten Klasse im Schulflur, da seine Kindergartenfreundin neu in die Schule kommt und er hin und weg von ihr ist. Sie gehen ein Eis essen und es kommt zum ersten Kuss. Nach dem dritten Date schwärmt Albrik im Bett vor sich hin und stellt sich die Frage "Ist sie mein Sinn des Lebens? Ist es Schicksal, dass sie nun nach all den Jahren auf meine Schule kommt und wir uns verlieben?" Er kennt die Antwort natürlich nicht, doch das ist nicht wichtig, denn er ist glücklich.

Vanessa ist nun 16 Jahre alt und eines der beliebtesten Mädchen auf der Schule. Sie schreibt Artikel für das Schulmagazin und ist gut in der Schule. Sie hat sich bis jetzt nie mit der Frage über den Sinn des Lebens beschäftigt, da sie keine Zeit hat, um zu philosophieren, doch ein Blick in die Zukunft verrät uns, dass sie vier Jahre später als Journalistin arbeitet und über einen tragischen Unfall schreiben muss, der sich in einer Nacht an der Brücke ereignet hat, die sie auf dem Weg zur Arbeit immer überqueren musste. Es handelt sich um einen Wildangriff. Ein ausgewachsenes Wildschwein wollte seine Kinder beschützen und tötet eine junge Frau, die auf dem Weg nach Hause war und die Brücke als Abkürzung nehmen wollte. Diese junge Frau war Mutter zweier Töchter, die von nun an bei ihrer Großmutter wohnen müssen, da der Vater bereits ein Jahr zuvor an der Brücke ums Leben kam.
Vanessa ist schockiert. Sie hat ein Jahr zuvor von dem Autounfall an der Brücke gehört, doch dass sie nun über solch eine Geschichte schreiben muss, hätte sie nicht gedacht. Sie liegt Nachmittags mit einem Cappuccino im Bett und stellt sich die Frage: "War das ihr Sinn des Lebens? Plötzlich von einem Wildschwein umgebracht zu werden und zwei kleine Mädchen zurückzulassen? Was ist dann mein Sinn des Lebens?" Nachdem ihr diese Frage eingefallen ist, kann sie Nächte lang nicht schlafen bis sie ihre individuelle Antwort darauf kennt und das reicht ihr.

Abebi und Hans treffen sich im Alter von sechsundzwanzig Jahren auf einer Kunstaustellung in Paris. Sie ist Künstlerin und malt hauptsächlich von den Dingen, die sie in ihrer Kindheit erlebt hat. Abebi wuchs mit sechs Geschwistern auf und kämpfte ums Überleben bis sie gerettet wurde. Sie nennt es so, da sie der Meinung ist, sie hätte niemals so viel erreicht ohne die Hilfe ihrer Pflegeeltern. Durch sie wuchs sie ab ihrem dreizehnten Lebensjahr in Italien auf und konnte die Kunsthochschule Accademia di belle arti di Brera in Mailand besuchen. Ihre Pflegeeltern förderten sie und nun steht sie mit ihren Werken in einer Kunstaustellung und hofft auf potenzielle Käufer ihrer Werke.

Hans besucht die Kunstaustellung, denn er möchte ein Gemälde für seine Eltern kaufen, die bald ihren dreizigsten Hochzeitstag feiern. Er möchte, dass das Werk eine persönliche Bedeutung hat, denn seine Eltern sind fasziniert von anderen Kulturen und fremden Menschen sowie deren Geschichten. Deshalb adoptierten sie einen Jungen aus Spanien als er neun war und ein afrikanisches Mädchen das fünf Jahre alt war. Hans wuchs in einem großen Haus auf, in dem jeder willkommen war und er wurde so erzogen, dass er heute offen für neue Kulturen und neue Kontakte ist.

Er besucht die Kunstaustellung mit Freude und sieht Abebi, wie sie einem älteren Paar Informationen zu einem ihrer Werke übermittelt. Er ist fasziniert von ihr, da er sie wunderschön findet und geht zu ihr hin. Er fragt nach einem ihrer Werke und er hört gespannt zu, bevor er nach einem Treffen fragt. Abebi sagt zu und aus einem Treffen werden mehrere.

Ein zweiter Blick in die Zukunft zeigt uns eine Hochzeit mit wenigen Gästen. Sie findet in einer kleinen Kirche statt und Abebi trägt ein kurzes weißes Kleid. Neben ihr Hans im Anzug und sie geben sich das Ja-Wort. Kurz vor der Hochzeit, bei der Anprobe des Kleides bricht Abebi in Tränen aus, da sie glaubt ihren Sinn des Lebens gefunden zu haben.

Es ist ihre Kindheit. Ihre Heimat. Die Kunst. Hans. Es ist so vieles. Es ist nicht nur eine Sache. Das kann nicht sein, sagt sie sich. Es ist alles zusammen.

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Autorin / Autor: Andrea W., 17 Jahre