Kratzer

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Jona Anna, 17 Jahre

Überall sind Hände, schlaflos durch die Nacht.
Ein Alptraum hier und einer da,
Ich schreie gegen Wände, und dadurch.
Aber keiner der mich hört.

Unbemerkt, ungesehen,
Keiner weiß was überhaupt geschehen ist,
Hinter diesen Wänden.
Spuren überall, Kratzer hier und Abdruck da,
Und überhaupt überall.
Das gab ein Knall, voll Schmerzen.

Darüber kann ich echt nicht scherzen,
Reden ist schon schwer und das Gesicht,
Ich sehe es überall, wie bei dem Knall,
Dieses Lachen.
Überall und nirgendwo.

Die Kratzer bleiben, im Kopf kein Schweigen,
Brach die ganze Welt zusammen.
Hoffnungslos versunken in der Stille,
Der eiserne Wille kein Sterbenswort darüber zu verlieren,
Was würde man riskieren.
Wahrscheinlich nur als Lüge da zu stehen,
Wo niemand die Wahrheit sehen will.

Schreien hört mich noch immer niemand.
Die Wände sind zu stark, auch wenn die Spuren an ihnen zerren
Und Kratzer überall zu sehen sind.
Aber sagen tut sie nichts, aus Angst.

Angst vor Missverstehen, der Leute Weitergehen,
Niemanden Mutes hinzusehen.
Aber das kann auch keiner,
Nur die Kratzer sieht sie selbst.
Keiner darf sie sehen, Angst zu klein
Zu groß zu werden, durch die Anderen.

Selbstzweifel.
Das ist ihr geblieben.
Du kannst sie nicht lieben, sieh sie an.
Ihr Blick auf den Boden, niemand darf die Wände finden,
Einreißen sie überwinden, das macht alles noch mehr kaputt.
Kann etwas so Kaputtes noch kaputter werden,
Was kaputt ist wird nicht heil.

Also bleibt sie hinter Wänden,
Wo sie keiner hört und keiner gehört hat.
Sie lässt drinnen, was nicht raus darf,
Verstehen tut es keiner, der es nicht erlebt hat.
So jung, keiner kann das erlebt haben.
Aber Kratzer sind jetzt Narben.

Die Narben, die in der Haut bleiben,
Die Erinnerung, dass die Wände so bleiben müssen.
Ohne sie ist sie nur noch ein Nichts,
Dieses Gesicht, das dämliche Lachen,
Ich kann nichts dagegen machen, es ist in meinen Wänden,
Klebt an diesen Händen,
Die die Narben und Kratzer gemacht haben.

Denn keiner kann mir helfen.
Ich bleibe das Mädchen hinter Wänden.

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