Der Liebesbrief

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Lara Guse, 17 Jahre

Ich bemerke, wie du an mir vorbei gehst und langsam in der Menschenmenge verschwindest. Ich beiße mir auf die Lippe, drehe mich in Richtung Ausgang und rufe laut deinen Namen. Du bleibst stehen und drehst dich zum Klang meiner Stimme um.
Es war wie in diesen Liebesfilmen, die kein Happy End bekommen.
Obwohl ich ganz genau wusste, dass du niemals meine Gefühle erwidern würdest, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und ging dir hinterher.
„In Filmen wird die geliebte Person in einem pinken Hintergrund total sexy und bildschön dargestellt.“
Um ehrlich zu sein, muss ich gestehen, dass ich dich genauso sah. Denn ich hatte nur noch Augen für dich, also versuchte ich normal zu atmen, denn mein Herz schlug um das Tausendfache schneller. Ich wollte zuerst kneifen, mich umdrehen und weg rennen, aber dann sah ich in deinen wünderschönen Augen das Funkeln, welches ich vermisst hatte.

Am nächsten Tag kam die Liebe meines Lebens zu mir und sprach mit schmeichelnder Stimme den Brief an. Überraschenderweise hatte sie sich über den Brief gefreut, doch leider war die Vorahnung über ihre Gefühle wahr. Als wir noch ein wenig über unsere Gefühle redeten, bemerkte ich, dass sie versuchte, ihre Sätze schonend zu formulieren. Natürlich hat genau das mein Herz erwärmt, immerhin waren wir eigentlich ziemlich gute Freunde, auch wenn sich dies nach unserem gemeinsamen Gespräch stark verändert hatte. Im Nachhinein war es mir dies aber wert und das höchstwahrscheinlich nur, weil mir jeder meine Sexualität ausreden wollte. Schließlich wollte ich damit beweisen, wer ich bin und dass man dies nicht ändern kann.

Doch nach dem Gespräch stimmte irgendetwas nicht mehr mit mir. Ich fing nämlich an, über den Tod nach zu denken und hinterfragte zudem auch noch das Leben.
Im Laufe der Zeit bemerkte ich, wie viele Menschen sich jährlich das Leben nehmen. Und bevor ich einer von diesen Selbstmördern werden würde, kam ich auf die Idee, mich für diese Menschen einzusetzen. Ich wollte, dass man endlich darüber spricht, immerhin ist es in unserer Gesellschaft ein Thema, das totgeschwiegen wird. Zu Beginn fragte ich meine Klassenlehrerin, ob ich einen Vortrag drüber halten dürfte, und zu meinem Glück stimmte sie zu. Nachdem dann zumindest einige Verständnis gezeigt hatten, wollte ich irgendwie mehr tun.
Doch was könnte ich in unserer kaputten Welt noch erreichen?
Immerhin werden höchstwahrscheinlich alle Menschen nur dann zuhören, wenn man in der Politik darüber spricht.

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