David’s neue Wirklichkeit

"Reality" macht die Wirklichkeit erträglich

„There’s never gonna be enough money / There’s never gonna be enough drugs / And I’m never ever gonna get old“ („Es wird nie genug Geld geben / Es wird nie genug Drogen geben / Und ich werde niemals alt werden.“)

*Kritische Momentaufnahme unserer Welt*
David Bowie könnte Recht haben mit seinen Texten, wenn man seine neue Platte „Reality“ als kritische Momentaufnahme unserer Welt betrachtet. Es offenbart sich eine seltsame Welt, in der die Aufgabenverteilung von Mensch und Maschine groteske Formen annimmt. Eine triste Welt, in der die einzige Möglichkeit der Einsamkeit zu entfliehen, Drogen und Bilder aus dem Internet sind. Hat man dann doch die wahre Liebe gefunden und findet in den Augen eines Anderen den Ausweg, muss man sich glücklich schätzen. David Bowie schafft es, diese Aussagen ohne Kitsch und Weltschmerz, sondern geradezu optimistisch in Musik zu verpacken. Die George Harrison-Komposition „Try some, buy some“ klingt bombastisch, als würde der besungene Junkie, der endlich den Absprung aus der Drogenszene schafft, über den Wolken schweben. Ohne die Hilfe chemischer Glücklichmacher, versteht sich. Doch auch über den Wolken gibt es das Gefühl von Ungerechtigkeit. Immer wird es Typen geben, die man hasst oder beneidet, ist die Essenz aus „Fall dog bombs the moon“ und „Pablo Picasso“.

*Solide Arbeit und bewährter Bowie-Sound*
Das Leben ist wie der dem Album namensgebende Titel „Reality“: Hart und aggressiv, aber man will dazu wild die Haare schütteln und Luftgitarre spielen. Das Gute gibt es nur, weil es auch das Böse gibt. Passend dazu, das Cover der CD. Ein David Bowie nur im entferntesten ähnlich sehender Avatar, umgeben von Sternen und wirren Farbschmierereien in einem weißen Nichts. Wir und die Welt werden sich verändern, aber beängstigend ist das nicht. Das will uns der von den neuen Medien begeisterte Künstler damit vielleicht sagen. Im Vergleich zu den vorherigen Alben bietet „Reality“ auf musikalischer Ebene kein neues Konzept und keine Experimente, nur den bewährten Bowie-Sound. Das macht die Platte nicht besser, aber auch nicht schlechter als ihre Vorgänger. Solange es Künstler wie David Bowie gibt, die über Jahre hinweg solide Arbeit leisten, bleibt die Wirklichkeit erträglich.

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Autorin / Autor: Alexi - Stand: 13. Oktober 2003