P:lot//Mein Name Ist

Von der Kunst Scherben zu beschreiben und den Hörern ihren Namen wiederzugeben. Manchmal zu laut - wie das Leben eben.

P:lot

Das Cover...es zeigt 3 schick schwarz-weiß gekleidete Männer. An eine weiße Wand im Nirgendwo gelehnt sind ihre Augen von - weißen Papier- beim genaueren Hinsehen: Tonscherbenbrillen bedeckt. Überall wird die Szene durch fliegende, liegende oder sich noch im Fall befindende Tonscherben geprägt. Die Rückseite der Hülle zeigt nun den Ellenbogen, einen Fuss und einen mit der Oberseite in den Untergrund geschlagenen Hammer. Der Abschnitt zeigt eine reine beige Wand. Was ist nun (die) Wirklichkeit? Die Illusion? Beim Öffnen der Innenseite trifft einen der Hammer, gleich dem abgebildeten, gerade zerschlagenen weißen Porzellantopf. Welcome bak to Pilot....

Fasziniert haben mich die wunderbaren Texte von Pilot. Bereits der Titel "Mein Name ist" zeigt, dass sie genau wissen, wer sie sind und was sie (uns vermitteln) wollen. Die Sprache scheint poetisch, gleich einem Gedicht...eine Seelenmelodie: "Nur einen Weg" beschreibt die Wichtigkeit der Selbsterkenntnis, die Zeit zu leben und die Qual (des Abschüttelns) von Versuchungen.

"Mein Name ist" hat sich in mein Gehör als Lieblingslied eingeschlichen. Mit Zartheit und äußerst gefühlvoller Vorsicht wird der Song geformt. Die personifizierte Liebe fragt um Hilfe, die Hilfe zur Existenz und Entwicklung. Die Kraft des Guten, "mach dass das Böse schwindet".
Von Kraft handelt auch "Bei all den Gewinnern". Aktualität weist es hiermit auf: Der Verlust, ein Verlierer zu sein, scheint nicht mehr erlaubt.. Dass es diese nicht mehr geben darf- wird kritisch reflektiert - Konkurrenzkampf als Spiel?! - das Leben ist mehr...eine Doppelseite danach zeigt man uns die beige Wand mit nun (schon) blutroten Porzellanscherben.
Bei "So oder so" fühle ich mich in direkter Weise mit mir selbst konfrontiert: Man macht sich zu viele Gedanken, selbst noch um Sachen, die doch eigentlich gut sind. Die quälende Monotonie, das Fortbewegen, Laufen, der Weg wird uns durch die eindringlichen "Techno-Beats" vorgegeben, dieser gibt stets Takt und Rhythmus deutlich vor. "Wir sind nie rettungslos verloren" "......so oder so...so oder so....denn alles wird so...einfach gut". Wie unsere innere Stimme spricht diese Musik zu uns. Mit dem zufrieden sein, was man besitzt und keine bereuenden Schritte zurück vorzunehmen, heißt es. Über das Loslassenkönnen, wenn die Zeit ihre eigenen Karten ausgelegt und Veränderungen bewirkt hat. ("Einen kleinen Schritt von mir entfernt, warte ich auf das Gefühl.")

Ich mag, dass alle Lyrics in schlichter schwarzer Farbe und Kleinschrift abgedruckt sind. So wird mir als Hörer Raum und Freiheit für eigene Schwerpunkte und Wichtigkeiten gewährt bzw. zugeteilt.
"Die Gelegenheit" ist noch zu erwähnen, da sie von tiefster Sehnsucht und Hingabe erzählt. "Besser als das Glück" als Gitarrensolo mit ernstem Text schmeichelt der Seele mit schonungsloser Ehrlichkeit. Ein sanfter Leidensruf.
"Diese Brücken" lässt mich mit einem Lächeln den Bericht beenden, denn...."auf dass es dich bald zu mir bringt auf dass es mich dann zu dir bringt."

Auf dass diese Musik es bald zu euch bringt...diese Art des Gefühls, die Stimmung, die Hingabe - trotz - oder gerade wegen der Porzellanscherben (des Lebens). Könnt ihr eure Scherben beschreiben? Bringen sie (euch) Glück? Manchmal scheint diese Musik zu laut und zu heftig...wie das wahre Leben eben. But....thanks for an extraordinary experiment of music.....Mein Name ist.....und nach dem Hören habt ihr euren Namen (wieder) gefunden. Versprochen. Und nicht wie Porzellanscherben seid ihr zerbrochen!

Autorin / Autor: zitronenbuch - Stand: 25. August 2008