Paulsrekorder

Hier und oben
Mutiges Experimentieren zusammen mit einer Portion Selbstbewusstsein

Paulsrekorder? Nie gehört. Kein Wunder, denn Hier und oben ist das erste Album der Band aus Bremen. Bei diesem Stichwort klingelt es vielleicht bei dem ein oder anderen. Genau Paulsrekorder haben mit „Anna“ am letzten Bundesvision Songcontest teilgenommen. Schon dieser Song erinnerte an den Stil der 80er Jahre.

Als ich den Song dort das erste Mal hörte, war ich nicht ganz so begeistert. In der Neuen Deutschen Welle (NDW) galt es als eine Art Stilmittel geräuschvoll zu atmen. Mir als Chorsängerin, der immer wieder eingetrichtert wird leise zu atmen, standen alle Haare zu Berge. Aber irgendwie fand ich die Band interessant. Der Refrain gefiel mir dann auch immer besser und plötzlich hatte ich einen Ohrwurm. Nun hab ich das Glück das PR Album Hier und oben in den Händen zu halten.

Am 19.9 wird es soweit sein: Das Debutalbum wird in den Läden stehen und es verspricht gut zu werden. „Hauptsache es rockt!“ so das Motto der Bremer. Interessant ist die Musikrichtung. Sie selber beschreiben es mit: „Irgendwas zwischen Deutschrock, Panoramer-Pop, NDW, Wave, Diskokugel und unkaputtbarem Lebensgefühl.“ Das hört man, was nicht zu letzt daran liegt, dass die Band unter anderem mit Nenas Produzenten zusammenarbeitet. Vor allem aber sind die Songs eins – tanzbar. Ob man nun „Diskomädchen“ oder „An, mach mich aus“ hört, der Sound geht in die Beine. Dazwischen finden sich ruhigere Balladen wie „Begraben“ oder „Kühl“. Die Musik ist grade und ehrlich. Genauso wie die Band es wollte. Die Jungs legen viel Wert darauf authentisch rüber zu kommen. „Vorbilder an sich haben wir eigentlich nicht. Wichtig ist, an sich zu glauben, nicht ständig die Fahne in den Wind zu halten. So wären wir zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, plötzlich englisch zu singen“, so David, der Frontmann der Bremer.

Wer verbirgt sich nun aber hinter dem Namen Paulsrekorder? Es sind David, Frederik, Kai, Jonas und Sebastian. Der Name entstand bei einer Party. Irgendwann nannten sich alle Paul und da Rekorder zu den Lieblingsworten der Musiker gehört, erfand man kurzerhand diesen Namen. Von wegen wer ist schon Paul? Die Band begann als Indie-Gruppe. Dann kamen irgendwann die Einflüsse der 80er dazu. Immer mehr Lieder orientierten sich an den Songs von Ideal, The Killer, Geigersturzflug oder Bloc Party bis sich der eigene Musikmix entwickelt hatte. Die Texte schreiben die fünf frei raus. „ Ich würde nie Zeilen schreiben, für die man ein Philosophiestudium braucht“, Davids Statement zu diesem Thema. Aber besonders wichtig ist es ihm, dass sie selbst entscheiden können, was sie machen und in keine Form gepresst werden.

Ich selbst mag viele Lieder aus den 80ern wie „Blaue Augen“, „Die in your arms“ oder „Skandal im Sperrbezirk“. Paulsrekorder verbindet die „alten Zeiten“ mit „unserer“ Musik. Mir gefällt vor allem, dass es keine Band gibt, die etwas in diese Richtung macht. Mutiges Experimentieren zusammen mit einer Portion Selbstbewusstsein (David zu seinem Aussehen; „Mir egal ob die Leute mich für einen Emo, Emu oder sonst was halten.“) machen die CD zu etwas Besonderem. Die Songs klingen trotz der Gefühle darin nicht emo-mäßig sondern eher nach Deutsch-Rock. Wer erstmal reinschnuppern möchte kann sich den 5.9 vormerken. Dann erscheint nämlich die Single „Verschwende meine Zeit“.

Autorin / Autor: missmarie - Stand: 25. August 2008