Lorenzo: Safari

Das neue Studioalbum des ehemaligen Hip-Hop-Artists bedient sich vieler unterschiedlicher Musikrichtungen.

Es ist Sommer und damit Urlaubszeit - da kommt so eine Safari gerade richtig!
Und zu zweit reist es sich gleich doppelt so schön - wie gut, dass Jovanotti uns auf seine Safari mitnimmt!
Die CD "Safari" erscheint stilecht mit einer passenden afrikanischen Kriegsbemalung und wilden Tieren. Doch es lohnt sich, den instinktiv eingenommenen Sicherheitsabstand zu überwinden und reinzuhören.

*Über Jovanotti*
Jovanotti (der eigentlich Lorenzo Cherubini heißt) ist Italiener und mittlerweile 42 Jahre alt. In den 80ern war er einer der ersten in Italien, die die HipHop-Bewegung aufgriffen, war erst DJ, wurde dann entdeckt und brachte es als "Spaß-Rapper" zum Erfolg, moderierte bei MTV Italia und hatte seine eigene TV-Show. Dann änderte er seine musikalische Richtung und begann, auch hiphop-ferne Einflüsse zu verarbeiten und Lieder zu schreiben. Außerdem erwachte in ihm ein politisches Bewusstsein, das er auch in seine Musik einfließen ließ: beispielsweise thematisierte er Mafiamorde und Armut. Jovanotti setzt sich zusammen mit Bono von U2 und Bob Geldorf auch für den Schuldenerlass für Drittweltländer ein. Neben der Musik liebt er es auch, zu malen, Bücher zu schreiben und Rennrad zu fahren.

"Safari" ist Jovanottis elftes Studioalbum, auf dem er mit Künstlern wie Sergio Mendes (auch bekannt durch seine Arbeit mit den Black Eyed Peas) und Gitarrist Ben Harper zusammenarbeitet.

*Song für Song*
Von seiner Rapper-Vergangenheit ist nicht mehr viel zu hören, insgesamt ist das Album sehr leise und gefühlvoll. Der erste Titel "Fango" (=Schlamm) ist ein schöner Popsong mit Gitarrenbegleitung von Ben Harper und Schlagzeugverstärkung. Jovanotti besingt die Liebe zum Leben und der Welt, auch wenn diese nicht perfekt ist.

"Io lo so che non sono solo
anche quando sono solo
io lo so che non sono solo
e rido e piango e mi fondo con il cielo e con il fango"

("Ich weiß, ich bin nicht einsam
auch wenn ich allein bin,
ich weiß, ich bin nicht allein,
Und ich lache und weine und verschmelze mit dem Himmel und dem Schlamm")

Es folgen sanfte Lieder über die Liebe ("A Te", "Innamorato"), beat- und basslastigere Stücke ("Dove ho Visto Te") über das Reisen, verschiedene Orte auf der ganzen Welt ("In Orbita") und natürlich das titelgebende Stück "Safari" mit exotischeren Klängen, zum Beispiel Trommeln und Kaktusrasseln, allerdings vollzieht sich die Safari "dentro la mia testa", also in seinem Kopf und da gibt es, wie er sagt "più bestie che nella foresta", also mehr Monster als im Dschungel.
Der nächste Song kündigt mit "C'è un temporale in arrivo" ein Gewitter an, etwas aggressiver durch einen sehr interessanten Tremolo-Trommelschlag und eine ernstere und schneidende Stimme. Jovanotti stellt fest, dass man mit dem Herzen mehr sehen kann als mit den Augen, und marschiert mit den Sinnen verschiedener Savannenbewohner durch die Welt.
"Temporale" ist, nebenbei bemerkt, auch mein persönliches Lieblingslied.
"Punto" ist unüberhörbar in Zusammenarbeit mit Sergio Mendes entstanden und folglich mit schönem Bossa Nova-Rhythmus ausgestattet, und der Refrain ist eine wunderschöne Liebeserklärung.
Bemerkenswert ist das Lied "Antidolorificomagnifico". Es überrascht den Hörer und lässt ihn aufhorchen. Beginnend mit orientalisch anmutendem Singsang setzt ein gefährlicher, sehr langsamer Bass ein, mit einer sehr tiefen, dunklen, langsam anschwellenden Tuba. Dazu stellt Jovanotti – soweit ich es verstehe - einen mysteriösen Zaubertrank aus Zutaten wie "drei Tropfen Schweiß einer Marathonläuferin am Anfang ihrer Karriere" oder "das Ticket des Konzerts, auf dem man verstanden hat, dass das Leben schön ist". Herauskommt das "Antidolorifico magnifico", ein wunderbares Schmerzmittel. Dieses Lied ist auch das einzige, auf dem Jovanotti Sprechgesang praktiziert.

*Mein Fazit*
"Safari" gefällt mir sehr gut durch die vielen verschiedenen Stileinflüsse und Stimmungen. Da ich Italienisch-Anfängerin bin, kommt mir auch Jovanottis relativ deutliche Aussprache entgegen.

Autorin / Autor: isabelmaria - Stand: 1. August 2008