Comic: Ghost World

Autor: Daniel Clowes
Womit muss man rechnen, wenn ein erwachsener Mann einen Comic über zwei junge Mädchen schreibt? Bestimmt wird es in irgendeiner Form um Sexualität und Männer gehen, und vielleicht noch um die Frage, wie es im Leben weitergehen soll. Diese Beschreibung passt auch ganz gut auf den Band Ghost World.

Enid und Becky, sind zwei ganz normale Mädchen um die achtzehn, die in einer amerikanischen Kleinstadt wohnen. Es passiert eigendlich nichts Spannendes, die beiden hängen zwischen Highschool-Abschluss und dem Rest ihres Lebens. Es geht um Jungs, in erster Linie, aber auch um seltsame Satanisten, die vermutlich gar keine sind, um verkorkste Beziehungen, um Musik, Fernsehen und den möglichen Zugang zum College und damit den möglichen Abschied von der Stadt. Die beiden telefonieren, gehen in Cafés, lümmeln auf Spielplätzen herum und reden.

Sex, Männer und andere Dinge....

Und zwar über alles Mögliche. Aber, wenn es interessant wird, geht es um, ja genau, Sex, Männer und andere Dinge. Aus den Gesprächen von Enid und Becky über Sex, Männer und so weiter entsteht so die eine Geschichte, die davon handelt, wie man älter wird, Gelegenheiten verpasst und in ein Leben hineinrutscht, das man sich eigentlich ganz anders vorgestellt hatte. Erzählt wird das in acht Episoden, die allesamt sehr unspektakulär sind. Die meiste Zeit sieht man die Protagonisten im Gespräch, auf ihren Zimmern, beim Dinner oder unterwegs. Dabei tauchen immer wieder Personen auf, verschwinden und kehren wieder zurück, oder auch nicht. So wie der Kellner Al, der Freak John oder der Esoteriker Bob, die unter den beiden Mädchen zu leiden haben. Denn richtig sympatisch sind die beiden Nervensägen nicht. Sie sind keine Opfer, die von der bösen Welt zerbrochen werden. Vielmehr haben beide am traurigen Ausgang der Geschichte Mitschuld.

Pop-Art-Stil ohne Happy End?

Erst im letzten Drittel beginnt der Autor die Fäden der einzelnen Erzählungen zu verspinnen. Deshalb wirkte der Anfang leicht verwirrend. Und der Zeitsprung am Ende kommt ziehmlich überraschend und ist nicht unbedingt leicht zu verstehen. Gezeichnet wurde Ghost World in einem Pop-Art-Stil. Die Bilder sind mit einem sonderbaren Grünton gefärbt, der nicht jedermans Geschmack ist. Auch deshalb wirken die Bewegungen eingefroren und steril.

Autorin / Autor: KoRn - Stand: 13. Dezember 2001