Buch: Otherland Teil 4

Meer des silbernen Lichts
Autor: Tad Williams.
Todesmutige Frauen zwischen unendlicher Geschichte und Herr der Ringe.

Im vierten und letzten Teil von meinem "Zweitlieblingsbuch" ;-) Otherland  passiert immer noch soooo viel, dass man es kaum zusammenfassen kann.
Während ein Teil der Gefährten sich immer noch durch das (gar nicht so) virtuelle Otherland durchschlägt, von einer Gefahr in die nächste stolpert und ständig von irgendwelchen monströsen Insekten angegriffen wird, ist der andere Teil in einer Märchenwelt gefangen, die irgendwie anders ist als Otherland, aber nicht weniger gefährlich und geheimnisvoll.

Todesmutige Frauen...

In der realen Welt überredet der merkwürdige Sellars die Familie Sorensen dazu, ihm zu helfen. Dabei setzt er auch auf die Hilfe von den Kindern ChoCho und Christabel, die - ohne es wirklich zu wollen - ihren Teil zu dem Abenteuer beisteuern. Olga Pirofsky folgt den merkwürdigen Stimmen, die sie immer noch hört und ist viel stärker in die Sache verwickelt, als ihr bewusst ist. Der Psychopath Dread rastet immer mehr aus und will nun auch seine Gehilfin Dulcy ermorden. Als eine der weltbesten Häckerinnen kommt diese ihm jedoch in der Zwischenzeit auf die Schliche und verrät seine Machenschaften noch im Todeskampf an die Polizei...
Die mutige Polizistin Calliope ist Dread ebenfalls auf der Spur, so dass Dread nicht mehr ganz unbeschwert in Otherland wüten kann. Erfreulich fand ich (ausnahmsweise im Gegensatz zum Herrn der Ringe), dass es hier auch mal viele todesmutige Frauen gibt!!!!!

Zwischen unendlicher Geschichte und Herr der Ringe.....

Und dann ist da noch der geheimnisvolle Andere, das Betriebssystem, das menschlich und monströs zugleich ist und dessen Herkunft und Wesen am Ende endlich aufgeklärt wird.
Das Otherland-Netzwerk löst sich langsam aber sicher in nichts auf – ob durch die blutigen Attacken von Dread oder den Willen des Anderen. Alle haben Angst zu verschwinden, insbesondere Orlando Gardiner, der gar nicht richtig tot ist, sondern gandalf-mäßig (zumindest in der virtuellen Welt) wieder zu den Gefährten hinzustößt.
Es ist unmöglich, alles aufzuzählen, was in dem Buch passiert, denn die Fantasie des Autors kennt keine Grenzen. Man befindet sich irgendwo zwischen der unendlichen Geschichte, einem Thriller und dem Herrn der Ringe (wobei dieser natürlich nach wie vor unübertroffen bleibt ggg). An manchen Stellen denkt man, „weniger ist manchmal mehr“, d.h. es gibt einiges, was man auch hätte kürzer fassen können. Dennoch finde ich den vierten Teil sehr spannend, vor allem, weil man weiß, dass man auch das wie und warum und wieso am Schluss endlich erfahren wird.

Ende gut, alles gut?

Das Ende ist gelungen, auch wenn es angesichts der Länge der vier Romane doch etwas kurz geworden ist. Aber immerhin wird jedes Rätsel aufgelöst und dabei gibt es viele Aha-Effekte und einige unerwartete Wendungen... Erstaunlich, dass doch alles irgendwie logisch miteinander verknüpft ist und keine Handlung in einer Sackgasse endet. Jedes Rätsel wird aufgelöst und am Ende ergibt alles irgendwie einen Sinn. Allerdings ist zum Schluß wirklich alles wieder gut, das finde ich ein bisschen schade. Das Rund-um-Happy-End passt eigentlich gar nicht zu all den Schrecken, die im Buch passieren.
Sehr gut gefallen hat mir die Sprache von Fredericks und Orlando Gardiner. Meistens scännt es ja total, wenn Erwachsene sich eine Jugendsprache ausdenken! In der Regel totaler Fen-fen! Aber diese hier ist echt nicht schlecht! Chizz!

Gesamturteil: Absolut lohnenswert!!!

Insgesamt fand ich das Buch absolut lesenswert und ein wirklicher Tipp für alle, die auf Fantasy, Science Fiction und Tolkien stehen (und keine Angst vor mega-dicken Büchern haben). Es ist zwar nicht „Der Herr der Ringe“ und gefühlsmäßig nicht ganz so mitreißend wie dieser, kann aber zumindest fantasiemäßig voll mithalten. Und man merkt, dass Tad Williams auch ein echter HdR-Fan ist oder zumindest seine Figuren, die sich auch öfter über HdR unterhalten.

Autorin / Autor: luthien - Stand: 10. Juni 2002