Unter Verdacht von Fabian Lenk

Autor: Fabian Lenk
In dem Buch "Unter Verdacht" geht es um Fynns Gerichtsverhandlung, in der er angeklagt wird, einen jüngeren Mitschüler um Geld erpresst zu haben.

Dieses Gericht jedoch ist kein normales Staatsgericht, sondern ein Schülergericht. Das Schülergericht war von Fynns Sozialkundelehrer Hr. Thöne zunächst nur als Projekt geplant gewesen. Da es sich aber bewährte, wurde es zu einem festen Bestandteil der Schule und gleichzeitig  berühmt. Schüler/innen der Schule bilden Richter, Staatsanwalt, Verteidigung, Schöffen und Gerichtsreporter. Wenn ein Schüler der Schule eine Straftat begeht (z.B Sachbeschädigung), wird er nicht beim Staat angeklagt, sondern vor's Schülergericht gestellt, was aber auch eine höhere Strafe (meistens Sozialstunden) bedeuten kann. Außerdem ist der gesamte Sozialkundekurs der 11. Klassen anwesend.

Vom Erpressten zum Erpresser

Fynn, ein Außenseiter und begnadeter Freeclimber, hat den 5.Klässler Björn angeblich um Geld erpresst, keiner glaubt an das Gegenteil, Fynn gibt es sogar zu. Was aber sonst fast keiner weiß: Fynn wird selbst von einer kriminellen Gruppe erpresst. Deren Anführer ist der geheimnisvolle Triple und niemand, nicht mal Triples rechte Hand Toto, kennt seine wahre Identität. Zum Zeitpunkt von Fynns Tat wurde er schon ganze 2 Jahre lang jeden Freitag von Toto im Namen Triples abgezockt. Fynn bekommt große Geldprobleme. Aus Angst, von Triples Bande noch einmal verprügelt zu werden, probiert er alles, um Geld aufzutreiben; da sein Konto leer ist und Taschengeld und Nebenjobeinnahmen nicht reichen, beklaut er in seiner Not seine Eltern, die ihn aber erwischen. Fynn gerät in Panik, durch Triples Bande wird er selbst kriminell, er probiert eine alte Frau zu beklauen und erpresst schließlich Björn. Er traut sich mit niemanden über Triples Erpressungen zu sprechen. Selbst mit Lena, seiner Verteidigerin nicht. Lena, dessen Freund Micha in die Rolle des Staatsanwaltes und ihre beste Freundin Natalie in die der Richterin schlüpft, merkt aber, dass etwas an der Tat faul ist. Sie kommt erst an Fynn ran, als dieser gezwungen wird das Geschäft seines Vaters zu überfallen! Nach diesem Schreckenserlebnis packt Fynn aus und erzählt Lena alles. Gemeinsam versuchen sie Triple zu überführen und damit die Existens der Bande zu beweisen. Sie verdächtigen alle möglichen Leute, ehe sie Triple auf die Spur kommen. Da alle Bandenmitglieder sich Fäuste haben tätowieren lassen, die den Rang der Mitglieder anzeigen, und Triple angeblich als einziger drei Fäuste hat, kann Triple überführt werden. Wer es ist, soll hier natürlich nicht verraten werden.

Spannend und lesenswert

Ich finde das Buch im Allgemeinen ziemlich spannend und lesenswert, obwohl mir das Ende überhaupt nicht gefallen hat. Gut finde ich den Anfang, bei dem als Beispiel eine andere Schülergerichtsverhandlung beschrieben wird. Deutlich wird dabei auch, warum Fynn am Anfang für, in der Mitte gegen und am Ende des Buches wieder für das Schülergericht ist: er findet die Grundidee gut, aber als Angeklagter fühlt er sich mißverstanden. Er fühlt sich von Herrn Thöne für dessen Dokumentarbuch ausgenutzt und von den anderen des Sozialkundekurses vorverurteilt. Ich finde die Spannung gut aufgebaut. Ich hatte die ganze Zeit über keine Ahnung, wer Tiple wirklich ist. Ich habe immer auf andere Personen getippt, als die, die es nachher war. Was ich auch gut fand, war, dass zwischendrin immer wieder Textstellen aus Triples Sicht auftauchen. So kann man einen besseren Eindruck gewinnen, was Triple in Toto, der "rechten Hand" und wohl auch in anderen Mitgliedern der Bande sieht: austauschbare Marionetten. Ich finde, dass der Druck der auf Fynn ausgeübt wird, deutlich beschrieben wird. Man kann verstehen, warum er sich nicht traut, die Bande anzuzeigen und warum er aus Verzweiflung erst seine Eltern, später eine alte Frau bestiehlt und selbst zum Erpresser wird. Im Laufe des Buches merkt man auch, dass ihm die Tat wirklich Leid tut, denn er weiß ja, wie man sich als Erpresster fühlt.

Überraschendes Ende mit Schwachstellen

Allerdings finde ich auch einige Sachen nicht so gut. Am Anfang fand ich die Gefühle von Fynn nicht gut beschrieben, es sieht teilweise so aus, als ob ihn die Erpressung kalt lässt. Im Laufe des Buches wird das aber besser. Das Ende des Buches gefällt mir aber ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich finde die Lösung des Rätsels "wer ist Triple" ziemlich aus der Luft gegriffen. Für mich sieht es so aus, als ob Fabian Lenk am Ende unbedingt eine Überraschung erzielen wollte. Das Buch wäre aber auch ohne diesen Überraschungseffekt spannend genug gewesen. Dass Fynn durch diesen "Vorfall" in Lena, Micha und vielleicht auch Jan mögliche Freunde gefunden hat, dass er sich mit seinen Eltern ausgesprochen hat und Björn ihm zumindest zugehört hat finde ich allerdings wieder gut.
Übrigens gibt es Schülergerichte in Amerika in gleicher und in Deutschland in ähnlicher Form in Wirklichkeit.

Autorin / Autor: Beatrice123 - Stand: 5. Februar 2003