Strassenkid

Autor: Uwe Britten

In dem Buch "Strassenkid" von Uwe Britten geht es um einen 13-Jährigen Jungen, der von zu Hause abhaut und von da an auf der Straße lebt.

*Zum Buch*
Christian streitet sich in letzter Zeit immer häufiger mit seiner Familie. Sein Vater, ein Lastwagenfahrer, hat ihm vor einiger Zeit im Streit sogar eine Ohrfeige gegeben. Seit dem verstehen sich die beiden immer schlechter. An dem Tag an dem Christian abhaut, ist sein Vater auf einer Tour. Christian ist genervt von seiner Mutter, da sie ständig auf ihn einredet (z.B. räum dein Zimmer auf, überleg dir welchen Beruf du später ausüben möchtest, lern für die Schule, usw. - dazu muss man wissen, dass er auf der Hauptschule ist und in letzter Zeit schlechte Noten hat). Mit seiner Schwester versteht er sich im Grunde ganz gut, aber auch von ihr fühlt er sich missverstanden. An diesem Tag hat er sich mal wieder mit seiner Mutter gestritten, er fährt in die Stadt um Abstand zu gewinnen. Eigentlich möchte er abends mit dem Zug wieder nach Hause fahren, aber dann trifft er einen Mann, der ihn mit seinem Auto mit nach Dortmund nimmt. Ab dort reicht sein Geld nicht mehr für eine Rückfahrkarte und zu Hause anzurufen, traut er sich nicht. Er lernt Heiko kennen bei dem er in der Gartenlaube schlafen darf. Durch Heiko trifft er auf Achim, der mit einem gestohlenem Auto und Christian nach Hannover zu Fetzer, Achims Freund, fährt. Nach einer Woche in Hannover fährt Christian mit Fetzer nach Berlin zu einem Freund von Fetzer. Da sich Christian dort aber nicht wohl fühlt, schläft er von da ab auf der Straße. Er lernt die Punkerin Zicke kennen, bei der er einige Zeit schläft, dann zieht er aber zu Coco in ein besetztes Haus. Weil Cocos Wohnung geräumt werden soll, zieht Christian in eine Bauwagensiedlung.
Zwischendrin wird beschrieben, was er so alles erlebt, zum Beispiel dass er klaut, einen Autounfall hat, und solche Sachen. Christian wollte ursprünglich eigentlich gar nicht von zu Hause abhauen, aber er rutscht in die Sache rein (d.h. er fährt immer weiter von zu Hause weg und er zögert solange das Heimfahren hinaus, dass es sich einfach so ergibt) und traut sich in den ganzen 2 Jahren auf der Straße, die in dem Buch beschrieben werden, auch nur einmal zu Hause anzurufen.

*Meine Meinung*
Nicht so gefallen an dem Buch hat mir einiges: In dem Buch werden Gefühle, Ängste und Gedanken Christians nicht deutlich. Uwe Britten, der Autor, erzählt in einem anhängenden Interview, dass er Gedanken oft extra nicht geschrieben hat, da man Christian wie eine fremde Person erst nach und nach kennenlernen soll. Trotzdem schreibt er einige Gedanken kursiv unterlegt, um das Widersprüchliche in Christian darzustellen: Auf der einen Seite möchte er nach Hause, auf der anderen Seite geht ihm alles auf den Keks. Aber auch dort werden seine tieferen Gedanken nicht deutlich, oft sieht es so aus: "Endlich wieder Kohle! Morgen kaufe ich mal ein Brot." Oft fehlt die Angst bei Christian, dafür taucht sie an falschen Stellen auf. Zum Beispiel hat er überhaupt keine Angst als er in Berlin auf Parkbänken schläft oder als ein Dealer ihn verprügelt. Komischerweise bekommt er aber am ersten Tag, als er nur für einen Tag in die Stadt fahren wollte und abends wieder heim, im Bus Herzrasen vor Aufregung.

Auch das Straßenleben hört sich eigentlich ganz einfach und lustig an. Man ist frei, muss nur ein bisschen betteln, dann hat man genügend Geld um sich Essen zu kaufen (Christian isst meistens Pommes, Pizza, Döner, Bratwurst und trinkt Cola), den restlichen Tag kannst du machen was du willst und niemand kann dir was befehlen. Wenn man Duschen muss oder verletzt ist geht man mal eben zu einer Jugendschutzorganisation. Nur die Wohnungssuche gestaltet sich etwas schwierig, im Winter ist es kalt. Das Straßenkinder oft hungern müssen, wird überhaupt nicht deutlich und nur ein einziges Mal im Buch erwähnt: Christian hat so abgenommen, dass seine Hose rutscht.

Es gibt einzelne Stellen im Buch, die mir etwas unlogisch vorkamen. Zum Beispiel an dem ersten Tag, als er nur für einen Tag in die Stadt fährt und dann weiter nach Dortmund trampt, obwohl er weiß, dass er dann nicht genug Geld für eine Rückfahrkarte hat. Wusste Uwe Britten, der Autor, selbst nicht warum Christian das tat oder kam das einfach nicht rüber? Wie auch immer, jedenfalls bin ich mehrmals auf solche Sachen gestoßen(alles ausführlich aufzuführen würde zuviel werden).

Christian ist mir ziemlich unsympatisch. Er "schmarotzt" sich sozusagen durch das Leben. Er bekommt von vielen Leuten auf der Straße Hilfe und Unterstützung, er selber macht aber nie was für Andere, nur wenn für ihn auch noch ein Nutzen dabei ist (z.B. dealt er für Coco, bekommt dafür aber noch Geld). Mir ist aufgefallen, dass sich Christian so gut wie nie bedankt. Als ihm in Dortmund z.B. von Heiko angeboten wird, in seiner Gartenlaube zu übernachten, gibt er immer nur "von mir aus" als Antwort, obwohl Heiko dadurch riesige Probleme bekommen könnte. Als Christian bei einem Hosenklau eine alte Frau umrennt, interessiert es ihn später überhaupt nicht, wie es ihr geht, er denkt gar nicht drüber nach, die alte Frau ist schließlich umgefallen. Außerdem finde ich es komisch, dass Christian nur solange Freundschaften aufrecht erhält, solange er von denjenigen genügend geboten bekommt (Übernachtungsmöglichkeit, etc.), sobald er etwas besseres findet, bricht er den Kontakt sozusagen ab. Zicke ist die einzige, mit der er bis zum Ende des Buches Kontakt hat.

Ich fand die Idee des Autors gut, aber er hat alles zu abrupt, unrealistisch und zu gefühllos geschrieben. Die Jugendsprache in dem Buch ist zum Teil schon ziemlich veraltet, das kann man aber nicht negativ werten, da das Buch schon 1997 geschrieben wurde. Der Autor hat 6 Wochen Recherchen mit Straßenkindern für ein anderes Buch betrieben, deshalb kann man davon ausgehen, dass "Strassenkid" zwar keine wahre Geschichte ist, aber einzelne Sachen durchaus üblich sind auf der Straße.

Autorin / Autor: Beatrice123 - Stand: 17. Oktober 2003