Rocktage

von Dana Bönisch

Rocktage und Gummihandschuhspühltage

Das Buch „Rocktage“ von Dana Bönisch erzählt auf sehr einfühlsame und zugleich ehrliche Weise das Leben von Tobias, von allen nur Puck genannt. Puck, Dauerstudent und neuerdings ohne Job, ist auf der Suche; auf der Suche nach dem Ziel seiner Sehnsucht, die immer da ist. Zurückgezogen, mit Laubfröschen als besten Freunden und Fischstäbchen als Hauptnahrungsmittel lebt Puck vor sich hin, auf gute Tage wartend. „Musik existierte als fünftes Element, an den guten Tagen.“ An diesen guten Tagen, den sogenannten Rocktagen, kann man fühlen, wie man existiert, dass man überhaupt da ist. Schlechte Tage hingegen, an denen es unklar ist, ob die Welt einen überhaupt wahrnimmt, sind Gummihandschuhspühltage. In denen man das Leben nicht spüren kann und die Welt sich verhält wie eine einzige Kulisse, die jedoch für Puck einfach nicht zu durchbrechen ist. An solchen Tagen wird er begleitet von einem Typ namens Goethe, der ihm wertvolle Weisheiten mit auf den Weg gibt. Als Puck auf einer Semesterparty an der Uni Gwen kennenlernt, das Mädchen mit den Placebo-Augen, glaubt er endlich jemanden gefunden zu haben, auf den sich seine Sehnsucht richten lässt. Bei ihr fühlt er sich verstanden, mit ihr kann er aus der Langeweile entfliehen, und er ist sich sicher, dass sie für einander bestimmt sind – wenn da nicht ein grosses Problem wäre: Gwen hat schon einen Freund, und dann auch noch einen von diesen typischen BWL-Studenten mit Karohemd und Birkenstocksandalen. Auf der Suche nach dem richtigen Weg zu sich selbst und dem Ausweg aus der Kulisse des Lebens mit all ihren Statisten, wird Puck nicht gerade mit wenigen Problemen konfrontiert...

*Handelsübliche Probleme?*
Obwohl die Geschichte „Rocktage“ anfänglich vielleicht nach einer von diesen kitschigen Liebesgeschichten mit vorhersehbarem Happy End klingen mag, zeigt sich im Laufe des Buches, dass sie sowas genau nicht ist. Puck ist nicht einer, der von der großen Liebe träumt, und diese durch unrealistische Begegnungen und Ereignisse auch bekommt – sondern er ist ein ganz normaler Mensch, mit all den handelsüblichen Problemen und Gedanken, die dem Leser sicherlich bekannt vorkommen werden. Für viele wird es deshalb sehr leicht sein, sich mit ihm zu identifizieren - auch wenn man ein Mädchen ist – schließlich ist die Geschichte selber auch von einem Mädchen geschrieben worden. Dana Bönisch schafft es, dass man seine Geschichte miterlebt, dass man sozusagen hautnah dabei ist. Man kann mitfühlen, jedoch ist die Geschichte deswegen keineswegs vorhersehbar. Denn Puck handelt nicht immer so, wie man es vielleicht erwarten würde. Es ist immer wieder lustig, aber zugleich auch traurig, zu sehen, wie Puck durch seine spontanen Aktionen versucht, aus der Realität mit dem ganzen Schmerz über Gwen zu entfliehen. Indem er sich zum Beispiel einfach in sein Auto setzt, und ohne jemandem etwas zu sagen einfach Richtung Süden fährt, wo er die Lösung für seine Sehnsucht vermutet. Das Buch ist auf eine so einfühlsame, witzige und zugleich niederschmetternde Art und Weise geschrieben, dass man sich in der Geschichte völlig verlieren kann und sogar selber anfängt, über sein Leben nachzudenken. Dass dieses Buch keine normale kitschige Liebesgeschichte ist, wird spätestens am Ende deutlich, das unerwartet und plötzlich kommt – obwohl man es die ganze Zeit irgendwie schon geahnt haben mag. Verraten wird es hier aber nicht – lesen müßt ihr selber!

Autorin / Autor: Stehlampe - Stand: 16. Dezember 2003