Callisto sagt Nein! -  von Anna Fienberg

Eine realistische und gefühlvolle Geschichte

Sie nichts weiter als ein Mond

Callisto ist ein dünnes, schüchternes Mädchen, lebt zurückgezogen und hat keine Freunde. Lediglich ihrem kleinen Bruder Jeremy, der sie mit seiner unschuldigen und naiven Denkweise anspricht, fühlt sie sich zugehörig. Wie ihre Großmutter ist sie sehr astronomieinteressiert und teilt sogar ihre Mitmenschen in „Sterne“ und „Monde“ – Starke und Schwache – ein. Nicht wenig überrascht ist sie also, als der beliebte und gutaussehende Tim sie, die unscheinbare Gestalt, auf einer Party anspricht. Die beiden werden ein Paar, sie erlebt ihr erstes Mal mit ihm und wird schließlich schwanger. Doch das ist nicht Callistos einziges Problem, denn zu Hause sitzt ihre Mutter, die sich ausschließlich esoterischen Ritualen widmet und ihr Vater, der sich der Arbeit verschrieben und seine Familie schon längst vergessen hat...

*Die Sackgasse in ihrem Leben*
Die Geschichte „Callisto sagt Nein“ von der erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchautorin Anna Fienberg beschreibt mitreißend und teils erschreckend ein entscheidendes Kapitel im Leben eines ganz normalen 16-jährigen Mädchens. Seit Callisto denken kann hat sie sich alle Gemeinheiten, die ihr angetan wurden, einschließlich der Enttäuschungen, die sie mit Tim erlebt hat, schön geredet. Nie konnte sie Nein sagen, hat sich ausnutzen und rumschubsen lassen und sich stets vor wichtigen Entscheidungen gedrückt. Callisto bewertet sich sogar selbst als Mond, der aus eigener Kraft nichts schaffen kann und auf andere angewiesen ist. Durch die ungewollte Schwangerschaft, bei der sie nicht auf die Unterstützung ihrer Eltern hoffen kann, wird sie vor eine schier aussichtslose Situation gestellt. Der Autorin geht es bei ihrer Geschichte weniger um allgemeine ethische Fragen in Bezug auf Abtreibungsdebatten, sondern sie kümmert sich vielmehr um das Weltbild und das Selbstverständnis der Hauptperson. Das Mädchen hat eine Entscheidung zu treffen – und zwar für sich selbst und niemand anderen. Callisto muss lernen, egoistischer zu werden, nicht alles auf sich sitzen zu lassen, auch mal zu fragen „Und was ist mit mir?!“. Aufgrund ihrer aufgestauten Emotionen bezüglich der Ignoranz ihrer Familie kommt es zum großen Knall, der schon lange nötig gewesen wäre und hoffentlich Veränderung bringt.

*Fazit*
Das Buch glänzt nicht durch actionreiche Handlung, sondern durch die Gefühle und Gedanken der Protagonistin, die wirklich das Herz berühren. Manchmal möchte man sie förmlich umarmen und ihr zuflüstern, dass alles gut wird. „Callisto sagt Nein“ hat mir vor allem wegen der einfühlsamen Erzählweise sehr gut gefallen und ich empfehle es allen, die nach einer realistischen, nachdenklich stimmenden und gefühlvollen Geschichte suchen!

Autorin / Autor: thefirey - Stand: 4. August 2004