"Lilly unter den Linden" von Anne Ch. Voorhoeve

Lilly will vom Westen in die DDR  - aber das ist gar nicht so einfach

Lilly ist sehr stolz auf ihre Mutter Rita, die im Alter von 18 mit Hilfe von Lillys Vater aus der DDR in den Westen geflohen ist. Lillys Vater starb jedoch kurz danach bei einer Bergklettertour, und Lilly hat ihren Vater nie kennengelernt. Nur selten erzählt Rita ihrer Tochter von ihrer Schwester Lena, deren Mann Rolf, dem Sohn Tim und der Tochter Kathrin. Lena ist ín der DDR geblieben und hat dort ihre Familie gegründet. Das Kathrin überhaupt existiert, erfährt Lilly nur durch Zufall, als sie ein Foto erblickt.

Als Lillys Mutter Rita stirbt, begegnet sie ihrer Tante Lena das erste Mal und ist sofort von ihr begeistert. Sie möchte gerne zu ihr in die DDR ziehen. Als ihr Vormund, das Jugendamt, sie dann an Weihnachten in eine Pflegefamilie stecken will, flieht Lilly mit Hilfe von Ritas Freund Pascal, der sie im Auto in die DDR fährt, und Lillys Internatsfreundin Meggy, die die ganzen Einfälle hatte. Den Weg vom Bahnhof in Jena zu dem Haus, in dem früher Rita und Lena gewohnt haben und jetzt Lena mit ihrer Familie, kann Lilly Dank der vielen Erzählungen ihrer Mutter finden.

Als Lilly dort erschöpft ankommt und an der Haustür klingelt, kann sie schon den Weihnachtsgesang der Familie hören und freut sich auf eine Familie, mit der sie verwandt ist. Als jedoch Kathrin die Tür öffnet und Lilly sieht und erkennt, schlägt sie die Tür wieder vor Lillys Nase zu und erzählt ihrer Mutter, es sei nur der Nachbar gewesen, da sie zu laut gesungen hätten. Lilly kann sich nicht erklären, warum sie lange nichts von Kathrins Existenz wusste und warum sie so sauer auf Lilly war. Lilly verzieht sich in einen Geräteschuppen im Hof und währenddessen findet Lena heraus, das Lilly soeben vor der Tür stand und von Kathrin abgewiesen worden war.

Tim, Lillys Cousin findet sie schließlich und freundet sich auch mit ihr an. Kathrin muss das Zimmer mit Lilly teilen, da das Gästebett in ihrem Zimmer steht. Kathrin hat keine Lust, sich mit dem "Eindringling" zu beschäftigen und wirft sie am nächsten Tag aus dem Zimmer und sagt ihr, sie solle ihre Sachen wo anders bewahren. Sie sei nur zum Schlafen in dem Zimmer geduldet. Diese Rechnung hat sie ohne Lena gemacht und Lena sorgt für ordentlich viel Ärger, bis Kathrin in den Geräteschuppen zieht und dort auch mehrere Nächte verbringt.

Lilly möchte erfahren, warum Kathrin einen solchen Hass auf sie hat und erfährt, dass das alles mit der Flucht ihrer Mutter zusammenhängt. Als Rita geflohen ist, war Lena mit Kathrin hochschwanger. Man verdächtigte Lena, Rita bei der Flucht geholfen zu haben und inhaftierte sie für 3 Jahre. Diese 3 Jahre war Kathrin in einem Pflegeheim. Lena versuchte Rita immer wieder klar zu machen, dass es nicht ihre Schuld war, doch Rita nahm das schlechte Gewissen mit ins Grab und Lena hatte nie die Möglichkeit, ihr es persönlich klar zu machen. Lenas Familie hatte viel unter der Flucht leiden müssen: Sie wurden lange bespitzelt, Lena verlor ihren Job als Lehrerin und Rolf wurde auf Schritt und Tritt verfolgt. Und als er einmal bei einer Geschäftsreise in den Osten mit Rita Kontakt aufgenommen hatte, wurde er auch für kurze Zeit inhaftiert.

Als Lilly in der Nacht Kathrin im Gartenschuppen einen Besuch abstattet, erzählen sie sich alles und weinen sich aus - und ab da sind sie unzertrennlich. Lilly darf jedoch nicht in der DDR bleiben. Sie muss über die Schulzeit zurück ins Internat, darf aber ihre Verwandten öfters besuchen. Nach fünf Jahren fällt die Mauer und sie kann letztendlich rüber zu ihren Verwandten.

In dem Buch erzählt Lilly das alles rück blickend als erwachsene Frau einem jungen Mann, den sie bei einer Party von ihrer Arbeit kennen gelernt hat, der sie auch kurzerhand nach Jena zu Tante Lena, Rolf, Tim und Kathrin bringt, um diese Familie kennen zu lernen.

*Meine Meinung:*
Dieses Buch ist sehr schön geschrieben. Es zeigt die Lebensart der DDR-Bewohner im Alltag. Es ist nicht vollkommen negativ zur DDR eingestellt, sondern zeigt, dass viele Leute trotzdem zufrieden waren und damit leben konnten.  Man erfährt viel über die Tricks der Menschen, wie sie an seltene und begehrte Ware wie z.B. Ketchup herankommen, aber auch wie folgenreich eine Flucht war und wie gefangen die Leute dort waren. Man erfährt nichts über die Regierung in der DDR; nur, dass überall Hetzplakate gegen die Wessis hingen und dass die Leute bespitzelt wurden, damit sie keine verbotenen Dinge taten.

Autorin / Autor: Adina - Stand: 1. Oktober 2004