Leichte Beute

Wichtiges Thema - leider mangelhaft behandelt, findet MissLiss

Melissa Walsh geht eigentlich sehr gern zur Schule: Sie bekommt immer gute Noten und trifft dort jeden Tag ihre beste Freundin Suoo, die aus Somalia kommt. Aber das verändert sich jetzt schlagartig. Laser, ein unbeliebter und hinterhältiger Typ aus ihrer Jahrgangsstufe, hat es plötzlich auf sie abgesehen, auf Grund ihrer Zahnspange nennt er sie "Schneekette" - und auch wesentlich Schlimmeres bekommt sie zu hören. Suoo muss sich als "Negerlippe" bezeichnen lassen. Im Gegensatz zu ihrer Freundin kann sie sich jedoch verbal zur Wehr setzen; Melissa hingegen kriegt trockene Lippen und weiche Knie, sobald sie ihrem Peiniger gegenübersteht. Die Lage verschlimmert sich zusehend, als Suoo für eine Woche verreist und sich Laser noch zwei weitere fiese Gesellen, Sara und Kiet, anschließen. Bald bleibt es nicht mal mehr bei Beleidigungen, es kommt zu körperlichen Auseinandersetzungen. Aber mithilfe ihrer neuen Freunde Ruby, Martin und Tien lernt Melissa allmählich, sich gegen Laser und Co. zu behaupten.

*Der Stil*
Die Autorin schreibt ohne große Umschweife und bringt ihr Anliegen meist schnell auf den Punkt. Manchmal etwas zu schnell, finde ich, denn durch ihre nicht sehr veranschaulichende Art macht sie es dem Leser recht schwer, sich eingehend in die Personen hineinzuversetzen. Auf dem Buchumschlag wird die Geschichte Jugendlichen ab zwölf empfohlen, und dem kann nur zustimmen. Der Text ist leicht verständlich und überschaubar. Was mich verwirrt, ist, dass Maureen Stewart mal eine sehr gepflegte Ausdrucksweise bei den Jugendlichen wählt - was den Personen in diesem Fall nicht unbedingt mehr Glaubwürdigkeit verleiht - und dann wieder mit Schimpfwörtern um sich schmeißt. Also: Wenn auch nicht besonders authentisch, man weiß, was die Leute zum Ausdruck bringen wollen.

*Meine Meinung*
Es wird hier ein sehr wichtiges Thema behandelt, und ich finde es gut, dass jemand sich die Mühe gemacht hat, darüber zu schreiben -  vielleicht bloß die falsche Autorin. Das soll nicht verletzend klingen! Aber ich hatte während des Lesens nie den Eindruck, dass den Personen das Geschilderte wirklich passiert; die Story kommt in meinen Augen einfach nicht sehr authentisch rüber. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hauptfiguren ein paar Jahre jünger sind als ich, doch die Schreibweise ist mir schlicht und ergreifend nicht eingehend genug, sie macht auf mich einen eher oberflächlichen, zum Teil kindischen und zeitweise spießigen Eindruck. Fazit: Gute Idee - leider mangelhaft behandelt!

Autorin / Autor: MissLiss - Stand: 21. März 2005