Auf einem schmalem Grat

"Erstklassiger Jugendroman" findet Sunnysamy

Nicky Singer hat mit „Auf einem schmalen Grat“ einen erstklassigen Jugendroman geschaffen. Es ist eine sehr rührende Liebesgeschichte von zwei Jugendlichen, die ein Problem mit ihrer Familie haben und versuchen es gemeinsam zu lösen. Tillys Elternhaus ist kaputt. Ihre Eltern sind getrennt, und nur ihre Großmutter kümmert sich wirklich um sie. Der Vater hat ein eigenes Restaurant. Dort hilft Tilly am Wochenende manchmal aus, doch sie fühlt sich in der Nähe ihres Vaters nicht wohl. Sie gibt ihm für alles die Schuld und verschließt sich ihm gegenüber. Ihre Mutter hat ernsthafte Probleme. Sie ist Alkoholikerin und hat schon mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen. Jan ist ein gutaussehender Junge und musikalisch sehr talentiert. Sein Leben scheint perfekt. Er hat zwei liebende Eltern, und die überaus hübsche Mercy ist an ihm interessiert. Und doch ist er nicht glücklich. Auf seiner Seele lastet ein schwerwiegendes Problem, dass ihn nicht loslässt. Es hat mit seiner Vergangenheit zu tun, denn ursprünglich stammt er aus Chile und ist ein Adoptivkind. Tilly und Jan treffen sich an der alten Eisenbahnbrücke, wohin sich beide flüchten, wenn sie alleine sein wollen. Tilly schwebt in großer Gefahr, weil sie glaubt, ihre Puppe Gerda spreche zu ihr. Gerda ist das einzige, was Tilly an ihre Mutter erinnert. Sie ist aus der Kleidung der Mutter gemacht worden, und Tilly fühlt sich sicher bei ihr. Doch irgendwann steigert sich Tilly immer mehr in etwas hinein und setzt für Gerda ihr eigenes Leben aufs Spiel. Jan erkennt als einziger Tillys Problem. Er verschließt nicht die Augen. Er will ihr helfen, weil es ihm ähnlich ergeht. Auch er besitzt eine Stoffpuppe von seiner Mutter. Sie ist von seiner leiblichen Mutter aus Chile. An ihr hängt er auch sehr. So finden sich immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen beiden, und Jan verliebt sich ganz langsam in Tilly. Diese empfindet ebenso, doch hat Angst es sich einzugestehen, weil sie das Gefühl hat, nicht gegen Mercy anzukommen. Sie findet nichts an sich, was Jan gefallen könnte.

Mercy war früher einmal Tillys beste Freundin, doch die Probleme von Tillys Mutter haben sie abgeschreckt. Jetzt glaubt sie, Tilly wäre verrückt. Die Situation spitzt sich zu als sie Jans wachsendes Interesse an Tilly bemerkt. Doch am Ende finden Tilly und Jan trotz aller Schwierigkeiten zu einander. Die Geschichte spielt in unserer Zeit. Sie erzählt von einem Leben auf kaputten Untergrund. In dem Buch machen sich viele Personen selber etwas vor. Tilly Großmutter sieht über die Probleme ihrer Tochter hinweg. Sie kann es nicht fassen, was aus ihrer Tochter geworden ist. Doch anstatt darüber zu sprechen , schweigt sie. Sie läuft vor Problemen weg und verschönert die Lage. Tillys Vater lässt seine Tochter mit allem allein, und fühlt sich nicht dafür verantwortlich. Tilly sehnt sich so sehr nach einer Mutter, dass sie sich zu der Puppe flüchtet. Jan möchte über seine Vergangenheit sprechen, doch auch seine Mutter sieht dieses Bedürfnis nicht, und so frisst er alles in sich hinein.

*Meine Meinung*
Ich finde dieses Buch ist es wert, gelesen zu werden. Es zeigt sehr deutlich, wie sehr man sich in eine Sache reinsteigern kann. Auch tiefe Abgründe und schrecklicher Schmerz bleiben nicht verborgen. Sehr gut gefällt mir die Moral. Hier sieht man nämlich, dass man nicht mit allem alleine fertig werden kann und Menschen braucht, die für einen da sind, und mit denen man darüber reden kann. Die Geschichte ist zwischendurch etwas verwirrend, aber am Schluss versteht der Leser alles. Schön finde ich es auch, dass beide am Ende zueinander finden, und nicht immer die hübschen siegen.

Autorin / Autor: Sunnysamy - Stand: 31. März 2005