Das unsichtbare Herz

Autor: Friedrich Ani
Lebenskrisen - Wie lebt es sich ohne leiblichen Vater?

Wie es wohl ist ohne dem leiblichen Vater aufzuwachsen? Wie es wohl ist nicht einmal den Namen des Vaters zu wissen? Nicht zu wissen, wie er war und wer er war…

Diese Fragen stelle ich mir oft, seit ich „Das unsichtbare Herz“ gelesen habe. Klar, viele Menschen wachsen auf ohne ihren Vater zu kennen. Jedoch gibt es auf der einen Seite, die Kinder die durch den Liebesakt entstanden sind und auf der anderen Seite, die Kinder die im Labor, aus einem Becherglas entstanden sind. Genauso sind Merit, Frederick und Dennis entstanden. Als sie die Wahrheit über ihre Entstehung erfahren, fallen sie in eine schwere Lebenskrise. Sie sind alle gleich entstanden, trotzdem sind sie total unterschiedlich. Die Mutter von Merit war lesbisch. Bis sie starb lebte sie mit einer lesbischen Partnerin zusammen. Sie wollte zwar ein Kind, jedoch keinen Mann. Also wählte sie und ihre Partnerin das Baby aus dem Reagenzglas. Ihre Mutter sagte ihr die Wahrheit erst auf dem Sterbebett. Merit konnte nie fragen „warum“ ihre Mutter sich so entschieden hat. Genau diese Frage lässt sie stärker leiden. Frederick weiß schon lange wie er entstanden ist. Doch es dauerte einige Jahre bis es ihm bewusst wurde, was es genau heißt, nichts über seinen leiblichen Vater zu wissen. Der hörbehinderte Dennis erfährt als er 15 wird die Wahrheit von seiner Mutter und seinem Stiefvater. Seine Mutter ist auch gehörlos und weil sein Stiefvater keine Kinderzeugen kann, entschied sich die Mutter für das Baby aus dem Reagenzglas. Es war beabsichtigt, dass Dennis hörbehindert wird. Die Mutter wollte ein hörgeschädigtes Kind. Sie wollte ihren Sohn behindern. Seit er die Wahrheit um seine Existenz erfahren hat, geht ihn immer nur ein Satz durch den Kopf: „Ich sterbe die ganze Zeit vor mich hin“. Merit, Dennis und Frederick lernen sich im Internet über einen Chatroom kennen. Sie schreiben über ihre Gefühle und Gedanken. Diese Gefühle und Gedanken lassen den Leser regelrecht mitzittern und fühlen. "Eine Familie besteht aus Menschen, ich bin aber kein Mensch", sagt Merit im Buch.  "Ich bin ein Machwerk!" Merit schafft es Dennis und Frederick dazu anzustacheln sich auf die Suche nach ihren biologischen Vätern zu machen. Sie steigert sich so dermaßen in die Suche hinein, dass es zu einer Sucht wird ihren Vater zu finden. Genau so eine Sucht, wie die Sucht nach Marihuana, die sie immer mehr benebelt.

Gut beschrieben!

Oftmals ist das Buch schwer zu verstehen. Der Sprung von einem Charakter zum anderen lässt einen schnell die Personen verwechseln. Jedoch sind die Gefühle so gut beschrieben, dass man sich sehr gut in die Personen hineinversetzen kann und oftmals mitfühlt. „Das unsichtbare Herz“ ist in drei Teile geteilt, die sich stark voneinander unterscheiden. Anfangs geht es um E-Mails, Gespräche im Chat und die Lebensgeschichten. Das ganze zieht sich sehr in die Länge und ist auch noch nicht sehr spannend. Im zweiten Teil geht alles sehr schnell. Die Spannung steigt. Merit trifft sich mit dem Mann der einige Zeit mit ihrer Mutter verheiratet war. Von ihm erfährt sie den Namen ihres biologischen Vaters. Und diesen Namen kennt sie sogar irgendwoher. Doch die Suche wird sehr kompliziert und zieht sich immer mehr in die Länge. Auch Frederick und Dennis werden in dieser Zeit aktiv und erfahren neues. Im dritten Teil gibt es in der Geschichte eine große Wende der Handlung. Es stellt sich einiges auf den Kopf obwohl es nur ein kurzer, schnell abschließender Teil ist.

Autorin / Autor: Josie - Stand: 30. Mai 2005