Wladimirs Buch

Autorin: Hannele Huovi

Eine Vermutung wird wahr

Im vierten Buch gelangt er zum Hof des Fürsten, den er für den Mann hält, der seiner Mutter einst das Pferd abkaufte. Wladimirs Vermutung bestätigt sich. Zuerst trifft er auf Stern, der im Pferdestall des Fürsten lebt und schließlich steht er auch vor dem Fürsten selbst. Er wird aufgenommen und lebt zusammen mit der fürstlichen Familie auf dem Hof, doch seine Liebe zu Anna-Sofia lässt ihm keine Ruhe. Zusammen mit seiner Lieblings-Cousine Zinaida gelingt es Wladimir einen weiteren Plan zu schmieden um in den Palast des Zaren einzudringen – und erneut gelingt es ihm seine Angebetete zu treffen. Doch diesmal fliegt alles auf und sowohl Zina und  Wladimir als auch Anna-Sofia bekommen große Schwierigkeiten. Trotzdem kriegt Wladimir seinen Willen – auf Grund seiner neuen "fürstlichen Identität" darf er die Zarentochter heiraten.

Doch statt dem Anfang einer großen Liebe ist das fünfte Buch der Anfang vom Ende. Nach und nach gerät Wladimir in den Genuss der Macht und des großen Einflusses, den er als Vertreter des Zaren hat, Anna-Sofia hingegen wird immer unbedeutender für ihn. Auch ihr gemeinsamer Sohn Miron kann Wladimir nicht aufrütteln – er wird während den drei Jahren, die Wladimir im Krieg verbringt, geboren.

Opfer der Macht

Auch im sechsten Buch beschreibt Wladimir, wie er fortfährt Lügen und andere Unwahrheiten zu verbreiten um das ehrenvolle und glorreiche Zarenreich zu beschönigen, doch langsam widerstrebt ihm all dies selbst. Doch Wladimir weiß sich nicht zu helfen. Im siebten Buch schließlich, dem letzten, bekommt er Hilfe, von jemanden, den er schon lange kannte und auch einst aufgesucht hatte um einen Rat zu bekommen – was ihm verwehrt wurde. Wladimir zieht sich nun von all seinen Positionen und Aufgaben zurück und nur mit einem kleinem Vogel an seiner Seite beginnt er das Leben eines Einsiedlers im Wald. Hier schließt sich nun der Kreis, Wladimir schreibt an seinen Sohn Miron um ihn um Bücher zu bitten, die er mit seiner Lebensgeschichte füllen will.

*Fazit*
Hannelore Huovi hat mit "Wladimirs Buch" eine faszinierende und doch nachdenkliche Geschichte geschaffen. Dabei führt sie von einem Brief Wladimirs an seinen Sohn, über die sieben Bücher Wladimirs Leben, bis hin zu einer Nachschrift Mirons selbst.

Ich mag es sehr, wie es der Autorin dabei gelingt den Leser in eine Welt voller Märchen und das Mystische zu führen, ohne dabei allzu unrealistisch zu werden. Man fühlt sich zurückgesetzt in einer Zeit, die lange vorbei ist, und trotzdem viele Wahrheiten preiszugeben scheint. Es ist traurig zu sehen, wie Wladimir sich auf eine weite Reise begibt, so viel durchmacht und erlebt, sein Ziel – Anna-Sofia – schließlich erreicht und dann doch scheitert. Warum kann er sich nicht mit seiner großen Liebe zufrieden geben und ein glückliches Leben verbringen?

Man erlebt immer wieder, dass Menschen sich ändern, je mehr Macht sie bekommen und dass ihre Einsicht häufig zu spät kommt. Auch Wladimirs Einsicht kommt meiner Meinung nach zu spät, Anna-Sofia ist zu Ende des Buches bereits tot und zu Miron hat er nie eine Beziehung aufbauen können. Ich hätte es gut gefunden, wenn man mehr von Miron erfahren hätte – ob es Wladimir gelingt ihn durch seine eigene Geschichte zu schützen und was sein Sohn zu den einzelnen Begebenheiten des Lebens seines Vaters sagen würde. Aber auch so halte ich das Buch für sehr lesenswert, gerade seine Zeitlosigkeit macht es aus und ich habe es genossen mich Abend für Abend in seine Märchenwelt entführen zu lassen.

Autorin / Autor: viviline - Stand: 19. Juli 2005