Shadow March - Die Grenze

Autor: Tad Williams
Fantasy auf hohem Niveau

Ich bin ja ein Fan von Tad Willliams und darum habe ich mich gefreut, dass es schon wieder was Neues von ihm gibt. Und dann auch noch eine Trilogie... Und natürlich eine, deren erster Band schon Bände spricht. Dick und feist liegt das Buch in der Hand und man denkt, dass digitale Bücher vielleicht doch keine so schlechte Idee sind. Eigentlich kann mir ja kein Buch zu lang sein und ich freue mich über Wälzer - egal wie unhandlich sie sind. Eigentlich gibt es nur einen, der regelmäßig übertreibt - und das ist Tad Williams ;-)) Das Buch lässt sich definitiv nicht auf dem Rücken liegend lesen, dafür ist es einfach zu schwer!

*Alles dabei*
Auf den satten 794 Seiten der deutschen Ausgabe breitet Tad Williams eine Fantasystory der alten Schule aus... eine mutige Prinzessin, die Regentin wider Willen wird. Ihr halb-wahnsinniger Bruder, dessen vermeintliche Geisteskrankheit sich vermutlich noch als Super-Fähigkeit erweisen wird, intrigante Höflinge, ein geheimnisvolles Findelkind, mittelmäßige Dichter und der finstere Herrscher eines feindlichen Reiches, der den König gefangen hält und sich einen merkwürdigen Harem hält. Und dann ist da noch die Schattengrenze, die sich auszubreiten scheint und das Ende der Welt verheißt. Und schließlich Krieg und gespenstische Mächte, die Tod und Verderben bringen. Und andere, die mit der Verzweiflung der Totgeweihten gegen sie kämpfen. Auch Liebe bahnt sich an. Und Magie. Und mächtige Artefakte. Alles dabei!

*1001 Erzählstrang*
Viele Erzählstränge führt Tad Williams nebeneinander her - das macht er ja gerne - und immer wenn man sich gerade auf eine Situation eingestellt hat und mitfiebert, geht es wieder mit einem anderen Strang weiter. Darum hört man nie auf zu lesen, weil man immer noch eine Sache verfolgen will, aber dazwischen Kapitel liegen, die auch wieder neue Fragen aufwerfen.
Gut ist, dass man weiß, dass Tad Williams eigentlich ein Meister der Zusammenführung ist: dass am Ende alles wieder aufgeklärt wird und zusammenpasst und Sinn macht. Am Ende! Das bedeutet,dass man auf jeden Fall noch ewig warten muss, bis Band 2 und Band 3 erscheinen. Und das ist natürlich höchst nervig!!!

*Komplexe Welten*
Shadow March ist auf jeden Fall ungemein spannend, ein Buch zum nicht-aus-der-Hand-legen und Nächte-durchlesen. Es ist alles dabei, was man von einem gut geschriebenen und fantasievollen Fantasy-Roman erwartet. Tad Williams driftet (auch hier) nicht in schlichte Gut-Böse-Geschichten ab, sondern entwirft komplexe Welten mit Menschen, die undurchsichtig und gespalten sind, mit denen man sich identifizieren kann, denen man aber gleichzeitig mit Mißtrauen begegnen muss. Das unterscheidet Shadow March auch von den üblichen Magier von X, Heilerin von y, Runen von Z-Romanen.
Aber so richtig originell wie z.B. der Blumenkrieg oder Otherland ist Shadow March nicht. Aber da Tad Williams sowieso in einer anderen Liga schreibt als die Mehrzahl der Fantasy-Autoren, ist das nicht weiter schlimm. Trotzdem 100% empfehlenswert...für meinen Bücherschrank auf jeden Fall ein Muss!

Autorin / Autor: luthien - Stand: 11. August 2005