Aether

Autor: Ian R. MacLeod
Atmosphärische Phantastik

Robert Borrows lebt in einer tristen Kleinstadt im viktorianischen England. Allerdings ist es nicht das England, das man so aus dem Geschichtsunterricht kennt, sondern eines, das von der geheimnisvollen Substanz Aether beherrscht wird. Aether ist in allem, er sogrt dafür, dass die Dampfmaschinen qualmen und das Brücken nicht einbrechen. Aether wird in den Bergwerken abgebaut und alle, die dort arbeiten führen ein ermüdendendes, entbehrungsreiches und merkwürdig freudloses Leben, das von dem ewigen Tönen des Aethers begleitet wird. Beherrscht wird die aetherlastige Gesellschaft von den übermächtigen Gilden, und wer keiner solchen angehört, ist definitiv unterste Kategorie.

Aber Robert Borrows, um den es hier geht, ist Sohn eines Mitglieds der Werkzeugmachergilde - nicht allzu reich, aber immerhin mit der Aussicht auf ein Leben innerhalb der Gildengesellschaft. Eines Tages erleidet seine Mutter allerdings einen Aetherunfall, denn die merkwürdige Substanz ist zwar für alles unverzichtbar, doch wenn man eine mit einer zu hohen Dosis davon in Berührung kommt, verwandelt sich in einen grauenhaften, scheußlich aussehenden Wechselbalg und stirbt qualvoll. Wechselbälger können aber auch eine wunderschöne Erscheinung annehmen, wie Annabelle, deren Bekanntschaft Robert schon in der Kindheit macht und in die er sich verliebt.
Der tödliche Unfall seiner Mutter veranlasst Robert sich auf die Suche nach den Ursachen und den Schuldigen zu machen und bringt ihn sogar dazu, sich gegen die Gilden zu stellen. Auf seiner seltsamen Reise durch das von Aether geprägte Land findet er schließlich auch die Schuldigen, zettelt eine Revolution an und entrinnt ein paar Mal nur knapp dem Tod.

*Freudlose Welt*
Aether ist ein äußerst merkwürdiges Buch, das auf der einen Seite sehr originell und vor allen Dingen sehr, sehr atmosphärisch und beklemmend ist, auf der anderen Seite ohne großartige Höhepunkte auskommen muss. Explosionen, Monster, Tod, Magie und Liebe - es kommt alles vor, was es zu einem actionreichen Buch braucht, aber das Leseerlebnis bleibt seltsam gleichförmig. Es ist eigentlich ein phantastischer Roman, dessen Phantasik aber so ernüchternd ist wie ein deprimierender Bergarbeiterroman. Auch bei Robert Borrow will so recht keine Leidenschaft aufkommen - zumindest keine, die den Leser überzeugen könnte. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was das Buch so beklemmend macht: man hat das Gefühl, dass in dieser Aetherwelt einfach keine Freude, kein Glück, keine Hoffnung und einfach kein gar nichts aufkommen will. Zum Lesen ist es daher etwas zäh, aber es ist ein besonderes Buch, das irgendwie anders ist und es hinterlässt einen komischen Aethergeschmack, der noch lange anhält ;-).

Autorin / Autor: merceda - Stand: 17. November 2005