Killing Giesing

Autor: Friedrich Ani

München: Drei hohe CSU-Mitglieder werden am selben Tag ermordet. Die Öffentlichkeit lechzt nach brisanten Enthüllungen, doch Kriminalkommissar Schwaigers Ermittlungen werden immer wieder behindert, denn die hohen Parteibosse versuchen um jeden Preis, ihre kriminellen Machenschaften verdeckt zu halten. Wie praktisch, dass genau an diesem Tag Katharina Rauh, die Tochter des ermordeten Georg Rauh, spurlos verschwunden ist. Ohne jegliche Beweise wird sie vom Bürgermeister und dem Ministerpräsidenten zur Hauptverdächtigen instrumentalisiert – oder hat sie doch etwas mit den Morden zu tun?

*Parallel-Perspektiven*
Ani schildert parallel wahnsinnig viele Perspektiven. So bekommt man jede Menge verzwickte und verwirrende Infos. Eine davon ist die Sicht von Simon, der ein letztes Mal auf den Friedhof geht, bevor er sich selbst erschießen will. („Was ist das?“, fragte sie leise. Simon hatte den Duschvorhang an die Wand gehängt, damit die Gehirnmasse, die aus seinem Schädel spritzen würde, wenn er sich mit der Beretta in den Mund schoss, die Wand nicht beschmutzte…) Doch für Selbstmord ist dieser blutige Tag nicht der glücklichste: er findet hinter einem Grabstein die total verstörte Katharina Rauh, die ihn verzweifelt um Hilfe anfleht. Simon, dem nun alles egal ist, richtet seine Beretta nicht mehr gegen sich selbst, sondern die Polizei, und so eskaliert die Hetzjagd immer weiter.

*Wer sagt die Wahrheit?*
Doch wer ist der Täter? Wieso behindert die CSU die Ermittlungen? Was hat Heinrich Eberle, Patenonkel von Katharina Rauh, ehemals hohes Parteimitglied und wegen Steuerhinterziehung abgestürzt, mit den Morden zu tun? Wer sagt die Wahrheit? Das Buch bleibt spannend, obwohl dem Leser schon nach zwei Dritteln alles verraten wird. Denn die Parteibosse basteln sich skrupellos ihre eigene „Wahrheit“, für die sie sogar über Leichen gehen würden…

*Meine Meinung*
Gestört hat mich allerdings der Schreibstil. Orte und Umgebungen werden nicht beschrieben. Wer die ganzen Straßennamen Münchens nicht kennt, wird kaum ein Bild vor Augen haben, wenn Ani einen Fluchtweg schildert: „Sie bogen in die Tegernseer Landstraße ein und dann rechts, an der Stadtbücherei vorbei, in die St-Martins-Straße...“ Ani führt außerdem eine Unmenge von Charakteren ein, die er alle direkt schildert. (Nebenher las der Siebenunddreißigjährige den Bericht, den seine Kollegin Daniela Schneider gerade getippt hatte. Dani, wie sie sich von allen nennen ließ, war dreiunddreißig Jahre alt und hatte blau gefärbte Haare und vier silberne Knöpfe im linken Ohr und einen auf der Zunge.) Ich finde solche Beschreibungen klingen unbeholfen und plump. Zudem kann man sich so viele, teils total unwichtige, Personen eh nicht merken. Richtig platt fand ich auch die typischen Weißbier saufenden Hosenträger-Bayern wie Rübchen, Frenzi, Heinzi und Adi. Die einzigen beiden Ausländer Dmitri und Ahmed Kabir sprechen wie zurückgebliebene Kleinkinder. („Eberle kein Mörder.“, sagte Kabir. „Eberle guter Koch.“) Die Geschichte des Krimis ist zwar spannend, aber ich finde den Schreibstil so schlecht, dass mir die Lust am Lesen vergangen ist. Außerdem hat mich das Ende total verwirrt und enttäuscht. Meiner Meinung nach ist „Killing Giesing“ (der Titel erklärt sich irgendwie auch nicht, Giesing ist ein Stadtteil Münchens) kein besonders gutes Buch.

Autorin / Autor: maryliz - Stand: 21. Februar 2007